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Rückblick: 25. Februar 2022 Lost in paradise

Datum: 2. März 2022, 11.55 Uhr
Position: 17°54.0527'N, 80°56.305'W
Kurs: 010°, Nord
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 8424,36 sm
Wetter: sonnig, 32°C · Wind: Nord,3 bft
Gesetzte Segel: keine (unter Motor)
Geschwindigkeit: 5.7 kn
Stimmung an Bord: Locker, Vorfreude, von angespannt zurück zum Bordalltag, stronger together ohne Maske, alle raus aus der Quarantäne

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Rückblick 25.2.2022
Auf der Gulden Leeuw vor Bocas del Toro

Hallo und herzlich willkommen zu dem heutigen Blogbeitrag.
Was ist mit »Lost in paradise« gemeint? Ich meine, etwas »lost« bin ich immer, doch der Abend des 25. Februar war schon auf einem nächsten Level »lost«.

Begonnen hat alles, als Kira, Paul und ich in der Galley von Vici auserkoren wurden, das Abendessen zu den Schüler:innen an Land zu bringen. Die Freude war riesig, denn jeder liebt Wassertaxifahrten und so wurden wir mit den Nudeln in Tomatensoße ins Boot gesetzt. Vici predigte noch, wir sollen bitte langsam fahren, doch irgendwie erreichte diese Information nie unseren Fahrer und so fuhren wir – nun ja, etwas schneller über die Wellen und Kira bereitete sich mental schon darauf vor, die gesamte Tomatensauce ins Gesicht zu bekommen.

In der Bucht der Insel angekommen, bestand die nächste Schwierigkeit darin, den richtigen Steg zu finden, denn jedes Haus hat seinen eigenen. Der Fahrer wurde auf jeden Fall ziemlich ungemütlich, denn er hatte schon den nächsten Auftrag auf dem Schirm. Letzten Endes wurden wir am Hauptsteg rausgeschmissen und standen etwas »lost« mit dem Essen in den Händen da.

Auf gut Glück sind wir in die eine Richtung losgelaufen, doch schnell endeten wir auf einer Grasfläche mit Palmen und entschieden uns dazu, einmal in die andere Richtung zu gehen. Auf dem Weg zurück sind wir immer mal wieder auf Stege gegangen, denn Kira kannte das Hostel nur von der Wasserseite aus. Um einen besseren Rundumblick zu bekommen, ist Kira kurzerhand ins Wasser gesprungen. Paul gab sein Bestes, um mit seinem Brot das Schiff »anzufunken«, denn er hat das Konzept Offline-Projekt sehr ernst genommen. Leider erhielten wir keine Antwort auf unseren Hilferuf, doch es bescherte uns allen einen Lachflash. Anhand mehrerer Indizien waren wir uns relativ sicher, dass wir am richtigen Steg waren und entschlossen uns so dazu, dort zu warten. Während wir da so saßen, wurden wir mindestens fünfmal gefragt, ob man das Essen kaufen könne.

Rückfahrt mit dem Wassertaxi

Rückfahrt mit dem Wassertaxi © Kira

Keine Brot-Verbindung

Keine Brot-Verbindung – Paul nimmt unser Offlineprojekt beim Wort ©Kira

Nachdem eine Stunde nach der vereinbarten Zeit immer noch niemand von HSHS auftauchte, fragten wir etwas herum, ob jemand eine Gruppe deutscher Schüler:innen gesehen hat. Wir trafen auf ein deutsches Pärchen, dass die Gesuchten wohl mittags am Strand gesehen hat, doch das brachte uns jetzt leider nicht so wirklich weiter. Wir machten uns auf den Weg in die andere Richtung und nach langer Sucherei ist es endlich passiert, wir haben die anderen gefunden. Es wurden schon Suchtrupps aus dem Hostel losgeschickt, auf die wir dann gestoßen sind. Der Weg zum Hostel war dann auch relativ lang in die andere Richtung, wir waren also nicht auf dem richtigen Steg.

Auch bei den Lehrer:innen und Natalie war die Erleichterung groß, als alle beim Hostel ankamen. Über eine Stunde zu spät gab es dann für die Landgruppe Essen. Natalie hat uns auf unserer Rückreise im Wassertaxi begleitet und nach der mega coolen Fahrt sind wir heil an Bord angekommen. Vici fiel ein Stein vom Herzen, doch wir genossen unser Abenteuer und so hatten wir in diesen Zeiten etwas zu lachen. Wer mich kennt, wird nicht überrascht sein, dass ich in dieser losten Aktion involviert war.

 

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Nun noch ein kleines Update zum Stand auf dem Schiff –
ein Blick hinter die Kulissen:
Als nur noch die Genesenen an Bord waren, war die Stimmung immer nur temporär gut und auch generell ist es sicher, dass dies der Tiefpunkt unserer Reise war. Doch bereits jetzt ist die Stimmungskurve wieder am Steigen.

Die Kommunikation fehlte gefühlt schon in Longo Mai. Damit meine ich die »dank« Covid ausbleibenden Schüler:innenmeetings und die Quarantäne. Auch wegen der mega Hostelparty in David und der erneuten Quarantäne auf dem Schiff war irgendwie eh schon wieder jede:r in seiner/ihrer Bubble und gefühlt überfordert. Es fühlte sich für mich an, wie ein Schlag in die Magengrube.

Natalies Ankunft am Mittwoch (23. Februar), bedeutete für mich endlich wieder ein offenes Ohr für intensivere Gespräche. So wurden langsam auch wieder die Gremien zusammengerufen. Die gesamte Covid-Situation ist für jede:n Teilnehmer:in dieser Reise eine individuell herausfordernde Situation. Einerseits sorgt sie dafür, dass wir viel mehr zu schätzen wissen, wie viel auf dieser Reise in einer Pandemie schon möglich war. Andererseits wirft sie uns zurück, reißt alte Wunden und konfrontiert uns mit der Möglichkeit, Untergegangenes aufzuarbeiten.

Sicher ist, dass jede:r aus dieser Situation etwas mitnimmt und wenn es nur zu hinterfragen ist, warum es anderen nicht gut geht. Ich will die Quarantänezeit aber auch gar nicht schönreden, denn das ist sie nicht! Jede Person, die schon mal in Quarantäne war, weiß wie schnell einem die Decke auf den Kopf fällt. Doch ich schreibe dies, nicht nur weil ich nicht raus durfte, so wie einige meiner Mitschüler:innen auch.

Ich musste zusehen, wie die anderen gesunden Personen mit dem Bus an den Strand Uvita fuhren. Dort durften sie surfen und übernachten, während mir und den anderen andauernd gesagt wurde, man solle den Kopf nicht hängen lassen. Es war hart zu sehen, wie viele zum Meeting an der Veranda vorbeilaufen und einen komplett ignoriert haben oder stehen geblieben sind und sich beschwert haben, dass es zum Meeting (täglich in Longo Mai 17:00 Uhr) geht.

Mit Abstand am Pazifikstrand

»Lost« am Pazifik-Strand. Dem aufmerksamen Blogleser wird aufgefallen sein, dass wir ab einem bestimmten Tag in Longo Mai nie mehr als ganze Gruppe und nur noch mit Maske oder großem Abstand zu sehen waren, wie hier am 27. Februar. Corona hatte uns – trotz aller Vorsicht – eingeholt. Einige positiv Getestete waren seither immer in Quarantäne. Erst seit 24. Februar sind wir wieder alle vereint an Bord und ab 27. sogar negativ und maskenfrei. Foto: © Salo

Ich rechne Vici und den anderen Lehrer:innen hoch an, dass sie Paul, Pablo und mir nach unserer Quarantäne ermöglicht haben, auch einmal in den Pazifik zu springen und einen entspannten Tag am Strand Uvita zu verbringen. Hier an Bord war die Quarantänesituation leider nicht wirklich rosig, denn zwischenzeitlich haben zwölf Positiv-Getestete gemeinsam auf dem Aft-Deck und in der Captainslounge gewohnt. Dort war wirklich gar keine Privatsphäre für die neu Infizierten möglich – außer auf Toilette. Diesmal traf es glücklicherweise nicht mich.

Die Emotionen kochten so hoch bei uns, dass es sich so anfühlte, als würde sich kaum jemand für das Wohlbefinden interessieren. So meinten es zumindest die »Quarantinos« in der Captains Lounge. Zusätzlich fühlten sie sich unglücklicherweise unter Druck, da der Satz fiel, dass die Verantwortung, nach Kuba zu kommen und Masken zu tragen, bei den »Quarantinos« liegt. Gleichzeitig wurde auch uns Genesenen gesagt, wir sollen bitte vorsichtig sein.

Nachts wurden zweimalig einige in der Hängematte, trotz gespannter Plane vom Regen getroffen, dazu kämpften sie mit Covid. Doch nichtsdestotrotz halten alle durch und unsere Gruppe wird stärker als je zuvor, daraus hervor gehen.

Auch wenn ich versucht habe, die Situation so gut wie möglich in ein paar Sätzen zusammenzufassen, kann sich niemand vorstellen, was hier im letzten Monat passiert ist und wie viele an ihre Grenzen kamen. Jede Person hier hat meinen größten Respekt dafür, nicht aufzugeben sondern weiter zu machen. Denn so einfach sich das jetzt anhören mag: es war schwer für mich an manchen Tagen aufzustehen!

Glücklicherweise kehrt wieder immer mehr der Alltag zurück. Wir sind wieder vereint an Bord und immer mehr Leute werden frei getestet. Die Freude auf das geplante Ablegen ist riesig und niemand kann es mehr erwarten, wieder in See zu stechen.

Aktuell (2. März 2022) wird die gesamte Situation von Schüler:innenseite und Lehrer:innenseite reflektiert und aufgearbeitet. Wir finden alle sehr stark zusammen und die Gruppe hat einen stärkeren Zusammenhalt als noch vor Covid.

Ich wünsche euch allen das Beste
Eure Milena