9. Februar 2022 Vom Wert des Kaffees

Hey,

ich habe für den Eine-Welt-Laden, in dem ich arbeite, einen Artikel über die Kaffeeernte in Longo Mai geschrieben, um das Wissen, dass ich dort sammeln durfte, mit mehr Menschen zu teilen. Den Artikel findet ihr natürlich hier auf dem Blog und auch auf der Instagramseite vom Eine-Welt-Laden (fairtrade.jsb).

Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Tag noch euch da drüben :)

Hallihallo,

ich bin Eva und befinde mich gerade als Teil von High Seas High School in Longo Mai, Costa Rica.

Heute dürfen wir die Arbeit auf einer Kaffeeplantage miterleben und ich möchte gerne ein bisschen darüber erzählen, um die Erfahrungen und das Wissen, das ich dort sammeln durfte, mit möglichst vielen Menschen zu teilen.

Um 6:00 Uhr trafen wir uns alle, um dann rund eine Stunde zur Plantage zu laufen. Da treffen wir auf die dort Arbeitenden. Sie erklären uns kurz was zu beachten ist (nur die roten Bohnen pflücken) und wie wir die hohen Äste sanft runterziehen können, um an die Bohnen zu kommen. Vor giftigen Insekten, die während des Erntens gestört werden könnten, und der Sonne sind wir durch lange Kleidung unserer Gasteltern geschützt.

Die gepflückten Bohnen kommen in die Körbe, die wir entweder von den Gastfamilien oder den Arbeiter*innen vor Ort geliehen haben. Sie sind wie runde Wäschekörbe, die man vor dem Bauch trägt und mit einem Seil um den Rücken befestigt sind. Was zuerst sehr praktisch scheint, aber um so mehr Bohnen hineinkommen, desto schwerer und schmerzhafter wird es auch für den Rücken.

Die Arbeit wird schnell anstrengend wegen der starken Sonne, obwohl die Plantage verhältnismäßig schattig ist. Wir arbeiten einen halben Tag mit. Nach 4,5 Stunden sind wir fertig, haben zu zwölft sechs Körbe geerntet. Sechs Körbe sind 6.000 Colones (die Währung hier), umgerechnet 8€. Ein dort arbeitender Mensch erklärt uns am Ende, EIN geübter Mensch hätte in der gleichen Zeit genau so viel gepflückt. Das heißt 4,5 Stunden harte Arbeit für 8€ um das Lebenswichtige für sich selbst und vielleicht für die Familie zu kaufen. Es bauen nur noch wenige Menschen aus dem Dorf hier Kaffee an, weil es sich nicht mehr lohnt. Weil die Arbeit zu hart und der Lohn zu gering ist. Dabei sind die Bedingungen auf der Plantage hier noch relativ gut. Sie ist ökologisch, was die Arbeitenden schon mal vor Pestiziden schützt. Die Plantage gehört einem Menschen aus den Dorf und keinem großen Konzern, was bedeutet, dass die Beziehung persönlicher, humaner und verbindlicher ist. Trotzdem, Fairtrade-Level ist es nicht. Allein schon, weil die Kinder der Arbeiter*innen in ihren Ferien auch dort arbeiten.

Um 11:30 Uhr gehen wir mit knurrenden Mägen, schmerzenden Rücken und vor allem neuen Erkenntnissen über die Ungerechtigkeit der Lieferketten, die ungehörten Stimmen der Arbeiter*innen und den weiten Weg, den auch der Kaffee vom Görz hinter sich hat, zu unseren Gastfamilien nach Hause.

Liebste Grüße aus Longo Mai,

Eva