1. November 2021 Museumsbesuch, Orangenernte und Flamencoabend

Unsere Position: 36°31.885'N 6°17.32'W, im Hafen von Cádiz
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 2006,18 nm

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Hallo liebe Leserinnen und Leser
des heutigen Blogbeitrags:

Das Leben der meisten Menschen ist heutzutage vollgepackt mit Dingen, die sie erledigen sollten, müssen, wollen oder könnten. Zu vielen Dingen kommt man gar nicht, weil man die Zeit, die man theoretisch für sie verwenden könnte, bereits für andere Dinge mit möglicherweise höherer Priorität genutzt hat. Sollte das Lesen dieses Blogbeitrags für Sie oder Dich in die Kategorie der Dinge fallen, für die man eigentlich gar keine Zeit hat, möchte ich Dir oder Ihnen hiermit die Möglichkeit geben, die ganze Prozedur etwas abzukürzen. Dazu einfach das folgende Gedicht lesen und den Rest überspringen (Achtung, die zeitliche Abfolge der Dinge wurde leicht verändert). Wer die Zeit und Motivation findet, tiefer in das Thema einzutauchen, kann sich den auf das Gedicht folgenden Fließtext durchlesen.

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Kurze Fassung:

Musik im morgendlichen Dorm,
dem Schlafenden im Aug’ ein Dorn
Orangen schmecken draußen schlimm,
man züchte darum besser drin.

Geputzt wurd’, wie so manches Mal,
mit lauter Box ist’s keine Qual
Museum war mit Bildern voll,
mit deutscher Sprache nicht so doll

Flamenco ist ein lauter Tanz
Und doch so voll von Eleganz
Und nach ein bisschen Regensteh’n,
könn’ wir jetzt in die Kojen geh’n.

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Längere Fassung:

Der Tag begann für uns mit Musik im Schlafraum. Nachdem ich noch eine Weile liegen geblieben war und daher das halbe Frühstück verpasste, beschloss ich, aufzustehen. Oben gab es Frühstück und wir sollten uns Lunchpakete für das Mittagessen machen, bevor es das tägliche Meeting auf dem Vordeck gab. Danach wurde selbstverständlich geputtzzztt (im Vergleich zu gestern war es aber eine recht kleine Happy Hour) und als alles sauber war, konnte der Tag richtig losgehen.

Anders als in La Coruña, wo wir das Programm alle zusammen als große Gruppe gemacht haben, durfte sich heute jeder selbst raussuchen, ob Programm mit einem Lehrer oder einer Lehrerin, Programm ohne einen Lehrer oder einer Lehrerin oder das Verschlafen des Tages in einer Hängematte auf dem Schiff die beste Wahl war. Für den Abend durften sich alle Interessierten für eine Flamenco-Show anmelden, die um acht Uhr beginnen würde.


Meine Gruppe entschied sich für die Tour mit Vici zu einem römischen Amphitheater und im Anschluss in ein Museum, in dem es um die Geschichte von Cádiz gehen sollte (laut Vici eine der ältesten Städte Europas). Eine andere Gruppe ist mit Ulf in den Botanischen Garten gegangen.

Das Amphitheater bestand aus den Resten eines Kolosseums, das früher mal echt eindrucksvoll gewesen sein müsste (etwa 10.000 Plätze für Zuschauer) und einem Museum dazu, in dem unter anderem die Aufteilung der Plätze unter den damaligen Gästen erläutert wurde. Vorne die wichtigen Personen. In der Mitte (in weitere Bereiche unterteilt) andere Menschen und ganz hinten die Frauen und Sklaven. Das Programm selbst wurde aber wohl häufig von gesellschaftlich nicht so hoch gestellten Menschen vorgestellt.

Ein Teil unserer Gruppe machte außerdem Bekanntschaft mit einigen sehr sympathischen deutschen Kreuzfahrttouristen, die sich erst erkundigten, ob wir auch ihre Reise machen würden und sich dann mit gerümpfter Nase wegdrehten, als von unserem Segelschiff berichtet wurde …

Das Museum bestand zu einem großen Teil aus (teilweise sehr schönen) Gemälden und Ausgrabungsstücken, zu denen es allerdings (wenn überhaupt) spanische Erklärungen gab, die uns nur sehr begrenzt weiterhalfen. Über die Geschichte von Cádiz habe ich deshalb nicht allzu viel gelernt (und die englischen Audioguides fürs Smartphone haben uns handylose Menschen auch nicht weitergebracht).

Ein Teil der Gruppe war dann noch in einem hübschen Café etwas essen, bis auch der Rest von uns mit dem Museumsbesuch fertig war und wir uns neu aufteilten.

Jette, Mark und ich sind dann zu dritt durch die Stadt gelaufen, bis uns der Weg zu einem Platz mit Orangenbäumen führte. Orangenbäume mit ganz offensichtlich reifen Früchten …


Der nächste Schritt war klar: Orangen ernten. Mark also vom Boden aus und mit der Kamera in der Hand, ich auf Jettes Schultern, begannen wir die Bäume zu leeren. Als wir mit unserer Ernte von vielleicht sechs oder sieben kleinen Orangen zufrieden waren, kam ein freundlich aussehender Mann auf uns zu und sprach uns auf Englisch an. Wozu wir die Früchte denn ernten würden, fragte er. »Mist«, dachte ich, »bestimmt ist es voll verboten auf öffentlichen Plätzen in Spanien Orangen mitzunehmen…« »Zum Essen«, antworteten wir wahrheitsgemäß. Daraufhin fing der Mann an zu lachen. Ob wir denn mal eine probiert hätten, fragte er. Hatten wir nicht. Und ich glaube, er amüsierte sich sehr über Marks Gesichtsausdruck, als dieser dann in eine von den Orangen biss: Sauer, bitter und mehr Geschmack nach Orangenschale als nach Orange. Aber witzig war die Aktion trotzdem.

Im Anschluss an die Erntearbeiten sind wir zum Schiff gegangen, um uns unsere Handys abzuholen, die uns für den Nachmittag doch noch in nicht handylose Menschen verwandelten. Es war schön, mal wieder mit den Menschen von zuhause Kontakt zu haben und so verflog die Zeit bis zum ausgemachten Treffen zur Flamencovorstellung ziemlich schnell. Als wir dann nach einem Stopp beim falschen Theater gerade noch rechtzeitig beim richtigen ankamen, bekamen wir unsere Tickets und gingen rein, in einen ziemlich krassen Saal. Es gab verschiedene Ränge und Tribünen (wobei wir nach römischer Ordnung bei den Frauen gesessen hätten). Die leicht gewölbte Decke war bemalt und alles wirkte irgendwie edel. Auch die Vorstellung selbst war sehr beeindruckend. Die Tänzer und Tänzerinnen, die mit ihren Schuhen erstaunlich schnelle Klopfgeräusche auf dem Boden erzeugten, wurden von einer Gitarre und anderen Leuten begleitet, die ebenfalls mit ihrem Körper rhythmische Laute beisteuerten. Oft wurde auch gesungen. Viele fanden die Vorstellung sehr laut, aber insgesamt echt sehenswert.

Auf dem Heimweg wurden wir schließlich noch alle gemeinsam ein bisschen geduscht. Das bedeutet: Regen von oben und bald auch Pfützen von unten, die alles nass und feucht machten, was sich nicht rechtzeitig versteckte. Die Pfützen auf dem Hafengelände wurden dann auch vereinzelt noch zur Durchführung einer kleinen Wasserschlacht genutzt.

Die Stimmung an Bord ist gut und ich glaube, alle freuen sich, noch zwei weitere Tage in Cádiz zu verbringen und dann Kurs auf Teneriffa zu nehmen.

Am Mittwoch, den 3. November 2021 um 14:00 werden wir wieder die Segel setzen.

Ganz liebe Grüße an alle Menschen zuhause, vor allem an die, die ich nicht erreicht habe oder die chaotische Sprachnachrichten während einer Hetzjagd durch Cádiz bekommen haben …

Annika

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  • Kasimir wünscht seinem Vater einen schönen Geburtstag.
  • Annelie lässt liebe Grüße an Mikas Vater ausrichten (und natürlich auch an ihre eigene Familie)
  • Caspar grüßt seine Mutter, seinen Vater und seine Schwester.
  • Jasper grüßt: Seinen Vater, seine Mutter, seine Schwester, seine Hunde, seine Großeltern (alle vier), seine Tante und seinen Freund Martin
  • Mika grüßt definitiv nicht Leo
  • Maxi grüßt seine Eltern, Mathis, Michel, seine Großeltern, Jan, Luis und Luca.
  • Karina grüßt ihre Familie
  • Annalena grüßt ihre Eltern, ihre Oma und Talena ganz lieb