Die Lietz auf Deutschland-Tour

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27.04. | Wilhelmshaven

28.05. | Frankfurt am Main

26. April 2023 7 Monate …

26.04.23, 20:45 Uhr
Position: 53*34,977‘N 005*43,757‘E
Kurs: ONO 70° · Geschwindigkeit: 5 kn
Gesetzte Segel: Flying Jib, Outer Jib, Inner Jib, Forestay Sail, Mainstay Sail, Main, Mizzen, T-Gallant, Upper Topsail, Lower Topsail (also alles, was geht!)
Motor: aus
Wetter: ganz gut, sehr kalt, typisch europäisch · Windstärke: 4-5
Nächster Stop: Helgoland
Stimmung: Der heutige Spätabendporridge ist leer - darüber sind die Meinungen geteilt, wir lachen über noch schlechtere Witze als sonst (und das will schon was heißen!), also alles im grünen Bereich, top.

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7 Monate,
So hieß es immer,
Wie die Zeit verging?
Keinen blassen Schimmer!
„Genieße die Zeit in vollen Zügen!“,
Sagte man uns zum Abschied,
Denn eure Freunde müssen sich derweil im Klassenzimmer begnügen. Nun sitze ich hier,
Weit weg von alledem,
Und höre: Fear Of Missing Out,
Ein stetig wachsendes Problem.
Habe ich genug getan und unternommen?
Immer alles mitgenommen?

Denn 7 Monate seien es,
So hieß es immer.
Wie die Zeit verging?
Keinen blassen Schimmer!
Erst Wochen später realisiert man
Wie unfassbar die letzte Etappe war.
Was man alles daraus lernen kann,
Einfach wunderbar!
So blicken wir den nächsten Etappen entgegen,
Und man muss nicht lange überlegen,
Es ist eine fantastische Zeit,
Die wir hier erleben!

Doch 7 Monate,
So hieß es immer,
Sie gehen vorüber,
Und der Abschied wird viel schlimmer!
Die Freude auf Zuhause nicht ausgeschlossen,
Auf Freunde und Familie,
Oder auf viel Essen, wie hier nur alle paar Wochen.
Doch ist es schon soweit?
Muss es denn schon enden?
Dafür bin ich nämlich noch lange nicht bereit.
Diese Welt hier zu verlassen,
Man wird so vieles verpassen,
Kann es wie zuvor einfach weiter gehen,
Ohne, dass was neues wird geschehen?
Vielleicht halte ich deshalb daran fest:

7 Monate,
Die sind es noch immer!
Wie viel Zeit bereits verging,
Das glaube ich nie und nimmer!
Denn was uns verbindet, ist dieses Abenteuer,
Es wird für immer in uns währen, uns verbinden,
Dieses innere Feuer.

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Diese Zeilen habe ich bereits auf unserer zweiten Atlantiküberquerung geschrieben. Jetzt habe ich allerdings das Gefühl, dass sie im Moment viel besser passen, als damals. Die letzten Tage unserer Reise sind nun gekommen und überall werden Sachen für die Ankunft, unsere Zeit auf Helgoland oder auch Abschiedsgeschenke organisiert und vorbereitet. Es wird fleißig für unsere bevorstehende SBF-Prüfung gelernt, sich in Handover- oder anderen Komiteemeetings getroffen, oder auch einfach die Zeit in Texel genossen. Zwischen all dem Gewusel schlich sich jedoch ein tiefer Wunsch bei vielen von uns ein, hin und her gerissen zwischen hier und dort, geleitet von dem größten Phänomen des Verdrängen, das man sich vorstellen kann.
„Wir können doch von Helgoland aus einfach woanders hinfahren!“, „Kurz zu Hause Hallo sagen, so ein, zwei Wochen, und dann geht’s weiter!“ Sowas und vieles mehr rumorte dabei schon oft durch’s Schiff.

Kurz an alle Zuhause: versteht das bitte nicht falsch! Natürlich freuen wir uns auf euch. Doch ich glaube, die Stimmung, die hier gerade herrscht, lässt sich unglaublich schwer beschreiben und wiedergeben. Unendliche Überforderung und einfach hin und her Gerissenheit kommen dem ganzen vermutlich am nächsten. Wie ich jedoch bereits schrieb:
„[...] Denn was uns verbindet, ist dieses Abenteuer, Es wird für immer in uns währen, uns verbinden, Dieses innere Feuer.“
Auch, wenn ich von mir selber behaupten würde, dass ich bei den Verleugnenden ganz vorne mit dabei bin, sieht man das Ende der Reise dann doch irgendwie langsam immer näher kommen. Jedoch finde ich, dass man dabei viel zu schnell vergisst, dass wir alle nach der Reise nicht weg sind. Ja, es ist das Ende der Route mit der Gulden Leeuw und ja, wir werden wohl nie wieder in dieser Konstellation gemeinsame Zeit und in diesem Rahmen auf der Gulden Leeuw sein, aber die Erinnerungen, die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen werden für immer da sein und uns verbinden, egal, wo auf der Welt wir später sein mögen, wie weit entfernt voneinander.

Viel mehr werde ich jetzt nicht dazu aufschreiben. Ich hoffe, ich konnte euch das alles hier ein wenig näher bringen und ihr könnt besser nachvollziehen, welche Gefühle das Ende der Reise und die Ankunft in Bremerhaven begleiten.

Bis dahin also liebe Grüße
Eure Jule

Foto: Johanna, Jule, Hannes und Annemarie haben auf Bermuda ein passendes Buch für unsere Bordbibliothek gekauft © Vici


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Grüße von den Leuten:

  • Jule: Liebe Grüße an Oma Werra und Opa Kurt und Oma Tine und Opa Wilfried, hab euch ganz sehr lieb! Und an Oma Ute und Peter, ich hoffe, eure Vorbereitungen auf eure große Reise laufen gut!
  • Nele: Liebe Grüße nach zu Hause ich vermisse euch.