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6. März 2024 Vernissage Kuba (2)

ERRATUM:
Liebe Leser:innen,
diesem tollen Beitrag muss ich eine Erklärung vorausschicken: die Bilder die hier exklusiv eingestellt werden sollten, habe ich bereits am 4. März unter gleicher Überschrift in den Blog geladen. Das war weder böse Absicht noch ein Missverständnis sondern eine Notlösung: Die Bildergalerie, die eigentlich hätte am Montag erscheinen sollen, dauert immer deutlich länger als unsere Segler:innen sich das vorstellen können. Das war über das Wochenende einfach nicht zu schaffen.
Ich bitte nun alle Blogleser:innen um Entschuldigung für das unfreiwillige Spoilern und noch mehr meine enttäuschte Blogredaktion an Bord für die Verwirrung, die entstanden ist! Ich füge heute alle Fotos gern an der richtigen Stelle ein und bin überzeugt, dass sie eine doppelte Betrachtung vertragen und verdienen. Danke für Eure tollen Blogbeiträge und genießt Eure Weiterreise!

Euer Steffen


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Datum: 6.3.2024
Position: 24°07.313‘N 81°42.156‘W
Kurs: 070°
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 9.093 nm
Wetter: windig, leicht bewölkt · 28,5°C · Wind: S 1
Gesetzte Segel: Mainsail, Mainstaysail, Top Gallant, Upper Topsail, Lower Topsail, Inner Jib,
Geschwindigkeit: 3,9 kn
Stimmung an Bord: Vorfreude auf Bermuda

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Vernissage Kuba

Hallöchen an alle zuhause,
wir sind mittlerweile wieder auf See und genießen das erneute Schaukeln und Schwanken.
Unser letzter Landaufenthalt war Kuba, ein Land, von dem wir mega viele Erwartungen hatten und von denen sich die meisten sogar erfüllt haben. Ein Land, welches unterschiedlicher zu Deutschland nicht sein könnte, und ein Land, das vielen von uns mit seinem Flair bisher am besten gefallen hat.

Über den Aufenthalt hatten wir die Challenge, Kuba in einem einzigen Bild festzuhalten, was zugegebenermaßen ziemlich schwer war. Damit ihr zumindest eine kleine Vorstellung von dem bekommt, was wir gesehen und gefühlt haben, stelle ich euch jetzt die Bilder und ein paar Gedanken dazu vor.
 
1. Graffiti © Lauritz

Graffiti aus aller Welt © Lauritz

Havanna: Graffiti aus aller Welt © Lauritz

Dieses Foto mag auf den ersten Blick erst mal sehr unspektakulär und „unkubanisch“ wirken.  Es zeigt ein Graffiti der mehr oder weniger bekanntesten Sprayergruppe der Welt aus Berlin. Groß geworden ist die Gruppe durch ihre Perfektion von schnellen, großen Graffitis, an denen sich Menschen weltweit beteiligt haben. Trotzdem fanden wir es total verrückt, dass es sogar Graffitis aus Deutschland bis an einen so entfernten und doch schwerer zugänglichen Ort wie Kuba schaffen. Das zeigt nochmal deutlich, wie touristisch Kuba dann doch sein kann und wie globalisiert unsere Welt mittlerweile ist.

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2. Oldtimer © Lara

Oldtimer

Oldtimer © Lara

Das Bild spiegelt exakt das Havanna wieder, was man von Postkarten und Filmen kennt. Die Häuser der Altstadt stehen unglaublich eng und scheinen aus den letzten Jahrhunderten zu kommen. Fast auf jedem Haus gab es Balkone und Dachterrassen, von denen man die Stadt und die Straßen beobachten konnte. Überall fahren Oldtimer durch die Straßen und im Hintergrund sieht man noch einen Teil des Kapitols (Funfact: Das Kapitol ist ein Nachbau des Weißen Hauses, aber drei Meter höher und wurde noch vor der Revolution erbaut).

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3. Straßen © Emma +  Mond © Noah

Straße in Havanna

Straße in Havanna © Emma

Mond über Havanna

Mond über Havanna © Noah

Auf diesen Fotos, finde ich, kann man das kubanische Flair förmlich fühlen. Wie die alten Häuser in der Abendsonne golden glänzen, die paar wenigen Straßenlaternen leuchten, der Mond über der Stadt aufgeht und das Nachtleben beginnt. Die ganze Stadt ist ein einziges Gewusel von Händler:innen, Tourist:innen und Einheimischen. Es gibt Bars mit Livemusiker:innen, Straßenstände und schicke, beleuchtete Restaurants. Jedoch muss man dazu sagen, dass die Altstadt von Havanna sehr auf Tourist:innen ausgelegt ist und es nicht mal ansatzweise in allen anderen Teilen des Landes so aussieht. Man muss nur ein paar Straßen von der Hauptstraße abbiegen und schon werden die Straßen breiter und schmutziger, die Häuser niedriger und der Verkehrslärm lauter.

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4. zerfallene Schönheit © Jonas

zerfallende Schönheit

zerfallene Schönheit © Jonas


Dieses Foto beschreibt Kuba als Metapher ziemlich gut. Wenn man so durch die Straße läuft erkennt man durchaus die ehemalige Schönheit des Landes, den Reichtum und den Aufschwung der Revolution. Doch langsam fällt alles in sich zusammen. Manche Straßen sind nicht mehr als Schotterwege, und der Putz der Häuser bröckelt langsam, aber sicher von den Fassaden ab. Interessant ist trotzdem, dass die ehemaligen Revolutionäre Fidel Castro und Che Guevara, die den Sozialismus eingeführt haben, der von außen betrachtet definitiv einer der Gründe für die Verarmung des Landes ist, trotz allem noch überall verehrt werden und das Symbolbild Kubas sind. Man findet sie in Graffitis, auf T-Shirts und auf Souvenirs. Auffallend sind außerdem die hin und wieder an Landstraßen und Ortseingängen auftauchende Statuen, Schilder und Graffitis mit Soldaten und auf die Revolution bezogene Symbole.

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5. Polizei © Vincent + Havanna © Filippa

Polizei in Havanna

Polizei © Vincent

Palast in Havanna

Havanna © Filippa

Diese Bauwerke wurden von uns mehr oder weniger humorvoll als „Propagandabauten“ bezeichnet, denn sie wurden teils erst nach der Revolution erbaut oder restauriert (einschließlich des Kapitols) und sollen den (eigentlich nicht wirklich vorhanden) Reichtum des Landes zeigen und den Erfolg der Regierung repräsentieren. Oft sind solche Gebäude teure Hotels oder Banken, ausgelegt für Tourist:innen mit Geld und liegen im aufbereiteten Stadtzentrum, möglichst weit weg von der verarmten Realität der Bevölkerung. Das einer Burg ähnelnde Gebäude ist die Polizeistation Kubas und steht am Rande der Altstadt umgeben von Parks und Spielplätzen. Also irgendwie ziemlich fehl am Platz. 

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6. Straßenverkauf © Peggy

Brotverkauf auf den Straßen Havannas

Brot aus der Tasche für 20 Cent – Armut! Jeder Cent zählt! Handel Havanna © Peggy

Dafür mehr realistisch ist dieses Foto. Hier sieht man Einheimische, die auf der Straße unter der Hand um Brot handeln. Das sieht man tatsächlich, egal wo man ist, ziemlich oft. Ob an Tourist:innen Eis oder an Locals Gemüse verkauft wird, der Straßenhandel ist hier ziemlich ausgeprägt und es scheint auch nicht wirklich jemanden zu interessieren. Man schafft es nicht, durch eine Straße zu laufen, ohne von mindestens fünf Händler:innen angesprochen zu werden, ob man etwas kaufen will oder ein Taxi braucht. Auch das Geldwechseln ist auf der Straße deutlich einfacher als bei der Bank (wenn auch offiziell illegal). Mit ein bisschen Handelsgeschick kriegt man bei den Locals einen Kurs von 300CUP für 1$, während der offizielle Kurs bei 120 CUP pro 1$ liegt. Wir haben uns hier die Fragen gestellt, warum die Leute ein einzelnes Brot aus einer Ledertasche kaufen und nicht die Brote vom Brotverkäufer oder aus der Bäckerei kaufen. Ist es billiger? Wurde das Brot von einer Bäckerin mitgeschmuggelt?

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7. Sunset © Jan

Sunset Havana

Sunset Havana © Jan


Nicht selten fielen bei uns Bemerkungen, wie „das könnte auch Frankreich sein“ oder „das sieht aus wie das heruntergekommene Rom“ und ich finde, vor allem in den Altstädten trifft das wirklich zu. Neben wunderschönen, kunstvoll verzierten Häusern stehen verfallene Ruinen und teure Neubauten, es gibt alte Plätze mit Kirchen und süße Parks mit kleinen Statuen und Brunnen. Als Kontrast zu der mystischen Stimmung kann man auf dem Bild links unten auf der Straße Wasser erkennen, was wirklich extrem typisch für Kuba ist. Denn Kuba hat kein Abwassersystem, so wie wir es kennen, und in jeder Straße stand am Gehweg das Abwasser, das durch Regenrinnen aus den Häusern hinausgeleitet wird. Auch die Putz- und Spülwassereimer werden regelmäßig auf der Straße ausgeleert.

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8.I love Cuba © Lotta
Ich glaube, zu dem Bild muss ich nicht allzu viel erklären.

I fucking love Kuba

I fucking love Kuba © Lotta

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9. Tuktuk © Laurin

Tuck Tuck © Vincent/Laurin

Tuk-Tuk © Laurin

Hier sieht man deutlich die touristische Seite Kubas (Cienfuegos). Überall stehen Palmen, schicke Hotels und Bars und Straßenverkäufer:innen, die überall die gleichen Souvenirs anbieten. Anstelle von Bussen gibt es in Kuba Tuktuks. Kleine Autotaxis mit offenen Seiten und drei Rädern. Wenn man nicht gerade den Touristenpreis zahlt, sind die unheimlich billig und überall zu bekommen. Auch wenn der Rest des Bildes durchaus auch in Europa aufgenommen sein könnte, zeigt dieses Gefährt den Kontrast zum Rest der Welt. Dichtgedrängt sind wir zu zwölft für 2000CUP (~6,5$) durch Cienfuegos getuckert und hatten den Spaß unseres Lebens.

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10. Cancer © Eric

Havanna: Stadt

Havanna: Stadt © Eric

Das Foto repräsentiert voll und ganz die Schattenseite Kubas. Es gibt Straßen, auf denen Müll liegt, die Fassaden der Häuser sind beschädigt, es steht Wasser auf der Straße, es stinkt und die Wände sind vollgeschmiert. Außerdem zeigt das Graffiti, wie gesundheitsschädlich die weltweit bekannte kubanische Tradition des Zigarre-Rauchens ist. Tatsächlich sieht man an jeder Straßenecke Händler,  die nicht zertifizierte Zigarren anbieten, Menschen die Zigarre rauchen oder Souvenirs, auf denen Zigarren abgebildet sind. Doch nicht nur das Rauchen einer Zigarre ist schädlich, auch ein großer Teil der Bevölkerung arbeitet in der Produktion mit denkbar schlechten Arbeitsbedingungen. Jeder arbeitet an einer anderen Art der Zigarre, diese unterscheiden sich in der Form, Größe und Stärke. Die bekanntesten kubanischen Marken sind „Romeo y Julieta“, „Montecristo“ und „Cohiba“. Teilweise kriegt man 3 zertifizierte Markenzigarren für 50$. Das die Zigarren zertifiziert sind, ist einerseits wichtig für die Qualität, andererseits aber auch für den privaten Export aus Kuba. Natürlich werden weder Handschuhe noch Masken in der Fabrik getragen, während des Arbeitens wird geraucht und die Zigarre muss zum Formen mit dem Mund befeuchtet werden.
Auf die Frage, ob das nicht total schädlich sei, hat unsere Guide schulterzuckend geantwortet, dass hier ein Mann säße, der schon seit 20 Jahren hier arbeiten würde und immer noch gesund sei.
 
Ich hoffe, ihr konntet zumindest einen kleinen Eindruck über dieses vielseitige und wunderschöne Land bekommen.
Der Rest muss erzählt werden, wenn wir in nicht mal mehr zwei Monaten in Bremerhaven einlaufen.
 
Bis dahin alles Liebe
Lara