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28. Juli 2023 Von Schmetterlingssegeln und Galleymissgeschicken

Datum: 27.7.23
Position: Oosterhaven, Medenblik
Kurs: 308°
Wetter: Regnerisch · Temperatur: 18°C
Wind: ständig drehend und wechselnde Windstärken
Gesetzte Segel: Mainsail = Großsegel und Staysail = Fock
Geschwindigkeit:4–6 Knoten
Stimmung an Bord: Gut

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Mittwoch

Schmetterlingssegel und Süßwasserschwimmen

Gerade, also um 16.30 Uhr, sind wir in Urk angekommen. Auf dem heutigen Tagesplan steht noch Baden gehen am Strand. Die Stimmung ist gut und wir haben Riesenlust endlich wieder schwimmen gehen zu können. Zum Abendessen gibt es übrigens Lasagne, Yummy!

Der Tag begann für Sophia, Bene, Mara und mich um 6.30 Uhr. Wir waren eine Runde Joggen und dann gab es für uns und die anderen Langschläfer Frühstück. Später haben wir um 10 Uhr abgelegt. Anfangs kam der Wind von hinten, weshalb wir das Mainsail (Großsegel) und das Staysail (die Fock) in die „Butterfly-Stellung“ gebracht haben. Dabei sind sich die beiden Segel gegenübergestellt (siehe Bild). Diese Stellung dient dazu, dass der direkt von hinten kommende Wind optimal genutzt wird, sodass sich das Boot möglichst schnell voran bewegen kann. Stünde das Staysail auf der gleichen Seite wie das Mainsail, würde es keinen Wind abbekommen und das Schiff würde langsamer fahren.
 

Schmnetterlings-Segel

Die »ausgebreiteten« Schmetterlings-Segel schaffen die größtmögliche Fläche vor dem Wind

Jetzt stehen wir in Badesachen im Sand. Wellen rollen mit weißen Schaumkronen an den Strand und hinterlassen dunkle Flecken gespickt mit Muscheln. Der Wind fährt uns mit kalten Fingern durch die Haare, aber bevor ich einen Rückzieher machen kann, brüllt jemand: „1-2-3-LOS!“. Wir rennen auf das Meer zu. Die Sonne bringt das flaschengrüne Wasser zum Leuchten. Es spritzt und klatscht, als sich die Ersten ins Wasser fallen lassen. Es ist wärmer als erwartet und auch nur so tief, dass man problemlos stehen kann. Während wir uns durch die Wellen voran arbeiten, bilde ich mir ein, dass ich Salz schmecke, aber als ich untertauche merke ich, dass das Wasser süß ist. Klar, wir sind ja nach einem Abstecher im Markermeer wieder im IJsselmeer, das übrigens eine interessante Geschichte hat.

Früher war das IJsselmeer (+ das Markermeer, der Gouwzeo und die Provinz Flevoland) die Zuidersee. Dieses riesige Binnenmeer (damals noch mit Salzwasser) verursachte aber viele schwerwiegende Überschwemmungen, weshalb man 1927 mit dem Bau des Abschlussdeichs (32 km lang) begann. 1932 wurde die letzte Lücke des Deichs geschlossen und die Zuidersee gehörte von da der Vergangenheit an.

Aber zurück zum Strand. Gerade setzt eine Wasserschlacht ein. Kreischend und lachend bespritzen wir uns gegenseitig, bis wir klitschnass sind und die Ersten blaue Lippen haben und beschließen, zum Strand zurück zu schwimmen.

Es gibt keine Fotos davon, wie wir im Meer sind, aber das macht nichts. Denn schließlich bleiben die schönsten Erinnerungen auch ohne Kamera erhalten. ;-)

Das wars für heute!

Mia

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Donnerstag

Vanillezuckerbutter, Churros mit Nutella und alles dazwischen

Regengeprassel und Wellengeschaukel übernahmen heute Morgen den Job meines Weckers (6:20 Uhr). Zu gerne wäre ich noch in meinem Schlafsack liegengeblieben, doch die Küche (Galley) rief schon nach Clara, Beni und mir, um für alle das Frühstück vorzubereiten. Unsere Motivation war heute besonders groß, weshalb wir zu Brot, Marmelade und Aufstrich auch noch Rührei reichten. (Donnerstag ist Seemanns-Sontag). Nach dem Frühstück hieß es dann für uns als Küchenteam, abwaschen und den Nachmittagssnack vorbereiten, der heute eigentlich aus einer Quarkspeise mit Himbeeren bestehen sollte. Die Betonung liegt auf dem Wort eigentlich! Denn so leicht es auch klingt Quark, Sahne und Himbeeren zu vermischen, umso schwieriger kann es in der Umsetzung sein. Schneller als man schauen konnte, landete erst einmal eine gute Ladung Salz im Quark, darauf folgte die Erkenntnis, dass man ausversehen anstatt gesüßter Sahne, gesüßte Butter hergestellt hatte. Die gibt es jetzt morgen zum Frühstück!

Clara mit einem Topf Butter

Clara präsentiert unsere gesüßte Butter

Doch wir haben die kleinen Missgeschicke mit Humor genommen und weiterhin lautstark zur Musik aus der Bluetoothbox mitgesungen. Nach dem Mittagessen, das wir auch noch kochen mussten, übernahm dann ein neues Küchenteam für den Rest des Tages die Galley. Ich hatte noch Hoffnung, dass es ihnen gelingen wird unsere Quarkspeise irgendwie zu retten. Spoiler: Der Geschmack von Salz lässt sich nicht so leicht mit Zucker überdecken!

Auf Grund meines Küchendienstes am Vormittag hatte ich leider meine Wache (Watch) von 9 bis 12 Uhr verpasst, weshalb ich heute nicht so viel vom Segeln mitbekommen habe. Doch eine Sache kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Die wasserfeste Segelkleidung hat sich heute als sehr nützlich erwiesen. 

Marlene pitschnass in wetterfester Kleidung

Marlene pitschnass in wetterfester Kleidung

15:00 Uhr liegen wir im Oosterhaven von Medenblik. Hier hatten wir heute die Möglichkeit uns zwischen der Besichtigung einer Burg oder einer alten Bäckerei mit Museum zu wählen. Ich habe mich für die Bäckerei entschieden, und bin in einer 10er Gruppe mit Annalena und Tina als Buddys losgelaufen. Schon von weitem konnten wir laute Musik hören, bunte Lichter erkennen und den Geruch von Zucker und heißem Fett riechen. Als wir schließlich vor der Bäckerei standen, stellten wir erstaunt fest, dass momentan eine Art Kirchweih in der Stadt aufgebaut ist. Nachdem wir also die Bäckerei besichtigt und einem Mann beim Pralinen-Machen zugesehen hatten, waren wir uns alle einig, noch unbedingt einen kurzen Abstecher zu den Fahrgeschäften zu machen. Während der Rest der Gruppe begeistert ein Looping nach dem anderen fuhr, wurde mir schon vom Zusehen schlecht! Doch ich weiß jetzt, dass auch in den Niederlanden das Lied „Atemlos“ von Helene Fischer bei Fahrgeschäften beliebt ist! Unseren Ausflug ließen wir alle mit einer kleinen, aber vollkommenen ausreichenden Portion Churros ausklingen.

Pauli freut sich auf eine Portion Churros

Pauli freut sich auf eine Portion Churros

Abschließend kann ich sagen, dass heute vielleicht nicht immer alles nach Plan verlaufen ist und manche Dinge wesentlich anstrengender sind als bei mir zuhause: Ich bin froh, hier an Bord der Poolster sein zu dürfen. Jede tolle Erfahrung macht meinen Schlafmangel wieder wett.

Sophia