
5. April 2025 April April (Part 1)

Koordinaten: 38°31.814‘N 28°37.512‘W
Zurückgelegte Seemeilen: 12 011 nm
Wetter: windig, kalt · Wind: 4 Bft
Momentane Geschwindigkeit: 0 kts (bis auf Geschaukel am Steg)
Kurs: Stores sicher an Bord bekommen
Ziel: Im Hafen bleiben
Stimmung: geburtstaglich
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31. März, 23:30 Uhr, Student mess,
Emergency Student assembly.
Alle versammelten sich aufgeregt in der Student Mess. Wir besprechen noch einmal unseren Schlachtplan gegen Pädis, Crew und andere Schiffe.
Während des Einlaufens ist uns schon aufgefallen: wir sind nicht das einzige Tallship im Hafen. Aus der Ferne sind die Regina Maris, Johann Smidt und Tres Hombres schon gut zu erkennen. Seit sechs Monaten endlich das erste Mal Kontakt zu deutschen Jugendlichen. Beim Anlegen werden wir beäugt und direkt freundlich begrüßt.

Die »Regina Maris« im Hafen von Horta © Laura
Beitragsbild: 2Gangster Bazzen © Antonia

Die »Tres Hombres« im Hafen von Horta © Laura
Unser Plan ist in zwei Bereiche aufgeteilt, die eine Hälfte verlässt das Schiff und geht in einzelnen Gruppen zu den anderen Tallships. Die andere Hälfte bleibt an Bord und mischt da ein bisschen auf.
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1. April, 00:30 Uhr, Vordeck,
Letzte Besprechung der Regina Maris Gruppe (6 Leute)
Noch einmal den Plan durchgehen und sicher sein, dass alles dabei ist. Haben wir Kameras, eine „Gulden Leeuw auf die 1“ Flagge, alle dunkle Klamotten, und Handschuhe für den rauhen Fahnenmast? Nachdem alles gecheckt ist, geht‘s los. Wir statten der Regina einen Besuch ab. Am Pier angekommen, laufen zwei von uns vor, um zu checken ob die Luft rein ist.
Ein paar hatten am Vortag der Regina schon mal einen Besuch abgestattet und eine Rundtour bekommen. Dabei haben wir auch erfahren, dass es hier keine Gangway-Watches gibt und wir so nichts zu befürchten haben.
Der Rest von uns wartet auf das Go nachzukommen. Doch da kommt unerwartet die Tres Hombres Gruppe vorbei geschlichen und macht sich ebenfalls auf den Weg zur Regina (Bei ihrem Schiff war die Crew noch an Deck). Wir kommen alle mit und schließen uns dann zusammen um gemeinsam unsere Mission durchzuführen.
Die Scouts berichten, dass sich noch Leute in der Studentmess und in der Kombüse befinden, das Deck aber “clear” ist. Da wir jetzt 15 Leute sind, können wir nochmal die Aufgaben neu vergeben. Drei Leute kümmern sich um die Aft Niederlande Flagge, drei Leute um die Amsterdam Flagge am Mainmast, der ganze Stolz der Regina Maris, vier Leute, in je zweier Gruppen, um die Ocean College und Firmen Flagge und die restlichen vier als Türsteher um die Ausgänge zu blockieren, damit keiner rauskommt und den anderen in die Quere kommen kann.
Und los gehts … die erste Hürde kommt schon nach fünf Metern: Am Kombüsen-Fenster. Dort befinden sich immer noch wache Schüler:innen, aber da hier ein Auto steht, hinter dem wir uns gut verstecken können, kommen wir trotzdem unbemerkt an Bord. Jeder widmet sich direkt seiner Aufgabe. Am Fahnenmast mit der Amsterdam-Flagge läuft es sehr gut und die Flagge ist schnell in unserem Besitz. Das Tallship Capture The Flag geht weiter. Auch die Firmen Flagge ist schnell und einfach an Deck und in der Tasche auf dem Weg zur Gulden Leeuw. Komplizierter stellt sich die Mission Ocean College-Flagge heraus, da die mit einem Stopperstek (Knoten) im Mast fest ist. Doch gerade als jemand hoch in den Mast wollte um die Flagge zu lösen, kommt von einem Regina Schüler über das Deck gerufen „Leute, die Jungs von der Johnny sind da!“. (Also ja, wir sind zwar da, aber weder von der Johnny, noch ausschließlich Jungs!) Wir, alle mega überrumpelt, da wir dachten alle Türen im Blick zu haben, springen direkt von Bord und rennen weg. Doch nach ein paar Metern fällt uns auf: Warte da fehlen vier! Das Team an der Aft-Flagge, also die Länderflagge hinten am Schiff, ist an Bord geblieben und wurde von dem Typen zu sehr überrascht um sich schnell genug aus dem Staub zu machen. Sie kommen kurz nach uns dazu, haben aber leider unsere „Gulden Leeuw auf die 1“ Flagge an Bord verloren.
Wieder vereint machen wir uns dann feiernd und guter Laune auf den Weg zurück zur Gulden Leeuw. Dort angekommen, werden wir freudig von den anderen begrüßt, und unser Erfolg wird erstmal ausgelassen mit Musik gefeiert. Die Fahnen werden direkt gehisst und wehen majestätisch im Wind.
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01:20 Uhr, Pier
Gerade erst angekommen geht es auch schon wieder los. Wir gehen zur Tres Hombres und probieren unser Glück noch einmal. Dort angekommen ist schnell klar, dass alle unter Deck sind und wir an Bord können. Wieder in Teams aufgeteilt machen wir uns auf zu unseren Stationen. Zwei klettern in den Foremast und hissen eine weitere „Gulden Leeuw auf die 1“ Flagge, zwei gehen zur Länderflagge und drei kümmern sich um die Mainmast-Flagge (die ganz oben), der Rest ist wieder als Türsteher:innen zuständig. Zuerst läuft alles nach Plan, doch dann fangen die Komplikationen an. Die Länderflagge ist nicht abmachbar und die Mainmast-Flagge hat keine Leine zum Runterholen. Schnell ist klar, um eine Chance zu haben, sie zu bekommen, muss auch eine Person hoch in den Mainmast. Doch gerade als Luca oben ist und sich an die Arbeit macht, gibt eines der Türsteher-Teams Alarm, dass ein Crew Member an Deck kommt und wir hauen schnell von Bord ab. Aber schon nach ein paar Metern fällt uns auf, dass wir eine Person vergessen haben. Luca steckt im Mast fest und kann wegen des Crew Members nicht runter. In Aufruhr rufen wir direkt bei unserem Team auf der Gulden Leeuw an. Die können uns aber leider auch nicht helfen und uns nur raten abzuwarten. Schnell stellt sich das auch als richtige Entscheidung heraus. Der Crew Member macht nur eine kurze Deckround und verschwindet schnell wieder unter Deck. Luca kann sicher wieder an Deck und von Bord. Kaum ist er wieder bei uns, laufen wir lachend und voller Erleichterung zurück zu unserem Schiff.
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01:50 Uhr, Pier vor der Johann Smidt
Während ein Team noch immer auf der Regina ist und gerade die Nachricht durchgegeben hat, dass sie erwischt wurden und Luca noch an Bord im Mast steckt, probieren wir unser Glück an der Johnny. Als wir um ein Uhr schon einmal hier waren, waren leider noch alle an Deck und wir mussten uns eine Ausrede einfallen lassen und wieder verschwinden. Jetzt jedoch sieht es schon um einiges besser aus. Es ist gerade erst eine große Gruppe von Bord gegangen. Ein paar Schüler:innen sind noch in der Studentmess und eine Schülerin sitzt noch an Deck, schaut jedoch auf ihr iPad und entdeckt uns deshalb nicht. So können wir uns zu sechst einfach an ihr vorbeischleichen und zu der großen Deutschlandflagge am Aft kommen. Die Flagge ist leicht abzumachen und wir bringen sie erst einmal wieder zurück zu uns an Bord.
Doch eine Flagge ist uns nicht genug. Wir gehen noch einmal hin und holen uns die Ocean College und Clipper (die Firma, von der die Johann Smidt betrieben wird) -Flaggen. Auch diesmal kommen wir unbemerkt an der Schülerin vorbei an Bord und können die Flagge schnell und einfach an Bord holen. Doch gerade als wir die Leinen wieder festmachen und von Bord wollen, entdeckt uns die Schülerin doch noch. Zum Glück hat Julius seine Wasserpistole dabei und kann ihr damit ins Gesicht spritzen, um sie zu überlisten. Und es funktioniert. Sie ist so überrascht, dass sie uns nur verdutzt anschaut und wir schnell weglaufen können. Die Flaggen hissen wir triumphierend zu den jetzt schon hängenden Flaggen dazu und gesellen uns zu den anderen. Auch das Tres Hombres Team ist mittlerweile wieder vollständig zurück an Bord.
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02:30 Uhr, Gulden Leeuw
Wir haben in den letzten Minuten wieder ein bisschen Ruhe auf der Johnny einkehren lassen, um dann jetzt noch einmal einen Ausflug starten zu können. Diesmal schicken wir ein Scout-Team vor und der Rest wartet erstmal kurz. Das stellt sich als sehr schlau heraus, die Scouts werden schnell entdeckt und können die Personen an Deck ablenken. Währenddessen gehen wir anderen unbemerkt an Deck und zu den letzten Flaggen. Auch ein Team geht und holt deren Schultafel. Schnell sind wir alle wieder draußen und das Tafel-Team macht sich direkt wieder auf den Weg zurück. Doch da empfangen wir über unser VHF einen Funkspruch, wir sollen alle zurück an Bord, es sind fremde Schüler:innen da und versuchen ihre Flaggen zurückzuklauen. Also laufen auch wir schnell zurück, dabei erregen wir aber leider zu viel Aufsehen und verlieren die gerade erst erkämpften Flaggen direkt wieder.
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02:45 Uhr, An Bord der Gulden Leeuw
Wir werden von Regina Maris Schüler:innen angegriffen. Schnell sprechen wir per Funk mit dem Johnny Team und ordern sie wieder zurück an Bord zur Verteidigung. Die Idee den Pressure-Washer zur Verteidigung hinzuzuholen, kommt schnell auf und funktioniert auch gut und effizient. Schnell hauen die fremden Schüler:innen wieder ab.

Zur Orientierung – Die Liegeplätze der anderen Großsegler im Hafen
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03:30 Uhr, Pier
Luca macht sich gerade noch einmal auf den Weg zur Johnny, er will die Glocke holen. Mit einem 19er Schlüssel bewaffnet, macht er sich auf den Weg. Mittlerweile war zum Glück niemand mehr an Bord und er hatte freie Bahn. Schnell ist er wieder da und hängt die Glocke stolz auf. Jetzt haben auch wir eine große Glocke (im Laufe des Tages ist sie wieder zurück zur Jonny gegangen, genau wie auch die Tafel).
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04:00Uhr, Gangway Gulden Leeuw
Die letzte halbe Stunde verlief echt ruhig, doch jetzt streifen immer wieder Schüler:innen der Regina und Johnny bei uns rum. Wir haben überall an Bord Wachen postiert und halten uns dauerhaft über unsere VHFs auf dem Laufenden. Jedes Mal wenn jemand unmittelbar bei uns vorbeikommt, gehen wir in Alarmbereitschaft, doch bis jetzt hat keiner mehr versucht an Bord zu kommen.
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04:30 Uhr, Vordeck Gulden Leeuw
Nachdem bis jetzt auch immer noch niemand angegriffen hat, sind wir viel entspannter und es sind auch die meisten doch noch schlafen gegangen. Jetzt sind nur noch sechs von uns wach. Aber da schlägt eins der Ausschauteams auf der Bridge Alarm. Eine große Gruppe Jugendlicher bewegt sich zielsicher auf uns zu. Es sind ca. 15 bis 20 Schüler:innen der Regina und Johnny und nur kurz später stürmen sie unser Schiff und klettern an Bord. Wir wecken direkt noch ein paar von unseren Leuten auf, um Unterstützung zu bekommen, aber es stehen leider nur drei auf. Mit neun Leuten sind wir ihnen unterlegen und können sie leider nicht abwehren. Sie laufen direkt zu den Flaggenleinen, um ihre Flaggen zurück zu holen. Jedoch kommen auch wir mit. Es entsteht ein reges Gerangel, doch am Ende bekommen sie ihre Flaggen. Aber damit ist es ihnen noch nicht genug. Sie werfen sämtliche Coils von den Pins und verwüsten unser Deck. Zugleich kommen noch ein paar Weitere mit einem Eimer voll Schmodder und verteilen den über das Vordeck. Danach gehen sie wieder und lassen uns in dem Saustall zurück.
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05:10 Uhr, Foredeck Gulden Leeuw
Wir sind damit beschäftigt aufzuräumen und das Foredeck zu Pressure-washen, um den Schmodder wieder weg zu bekommen, da kommen nach und nach Schüler:innen von der Regina wieder zurück. Es sind insgesamt fünf und sie wollen uns helfen aufzuräumen. Also arbeiten wir noch ca. eine Stunde weiter mit Hilfe der Regina-Schüler:innen. Um 6:00 Uhr sind wir endlich fertig und können noch für eine Stunde schlafen gehen. Der Großteil ist wieder sauber und aufgeräumt.
Ein Teil zwei über alles was bei uns an Bord passiert ist, folgt noch. Seid gespannt, es sind Einhörner, Polster und eine Menge Frischhaltefolie Teil davon …
Emilia Z.
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Live-Ticker:
- Mini Belgien-Flagge statt Niederlande-Nationale und ein Galgenmännchen auf dem Vordeck — Die Crew der Tres Hombres schlägt zurück! (mehr dazu in einem kommenden Blog)
- Walfang-Museum „traumatisierend“ „grausam“ „herzlos“ — Viele Informationen über die Walfang-Geschichte der Azoren, aber nichts über die Problematiken des Walfangs.
- Kuchen, Limo, Pommes — Wir essen alle gemeinsam bei Peter Café Sport (auf HSHS‘ Nacken – danke!)
- Im Hafen, vor Anker, im Hafen, vor Anker — der Swell hier im Hafen Hortas macht uns das Leben schwer; die erste Mooringline ist schon gerissen (und auch schon wieder repariert), aber wir finden Lösungen und leben nach dem Motto „go with the flow“.
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Grüße:
- Perseus: Liebe Grüße an Jantje! Vielen Dank für deinen Brief, ich habe mich sehr darüber gefreut. Ebenso an Miriam, danke für die Post! Ach, und Grüße an die Eltern von Bo, ich war sehr überrascht von euch Post zu bekommen, aber vielen Dank! :) Grüße und Dankeschön auch an Ompa und Oma Renate & Rolf; hab euch lieb.
- Clara: Liebe Grüße an Oma und Opa. Hab euch ganz doll lieb, Bussiii ♥
- Hanni: Ahh Frauki ich hab eben dein Brief abgeholt, der an dem Tag der Handyzeit ankam. Nur um kurz meine Gedanken dazu auszudrücken: Heute hatten wir einen crazy Sonnenuntergang!! Girl, ich schwöre ich komm persönlich angeflogen, wenn es so weiter geht! Btw die Schuhe sind eig richtig süß, aber was willst du dazu tragen? Ich sag die grünen oder die marineblauen würden zu deinen Sachen besser passen. Aber für den Sommer... Ahh ich freu mich so, dass wir ab Mai zusammen im Schiller wohnen. Ok Hab dich lieb, wir sehen uns in 27 Tagen.
- Antonia: Liebe Grüße nach Hause
- Finja: Viele Grüße an alle die mich kennen, hab euch alle lieb. Liebe dich Marcos.
- Emilia Z: Liebe Grüße an meine Family, danke, dass ihr mir das hier ermöglicht und danke an alle Geburtstagsgrüße!