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Offline voll im Leben

Bereits drei Mal – am 5. Oktober 2023, 6. Dezember 2023 und 22. Februar 2024 hat Klaus Späne, Redakteur der Taunus-Zeitung über unserer Reise bzw. genauer über die Reise unserer Mitschülerin Clara Werckmeister berichtet. Gestern, am 25. April ist nun ein neuer Artikel erschienen, den wir hier wieder in voller länge wiedergeben. 

Herzlichen Dank an Herrn Späne für die Genehmigung hierfür und vor allem auch für den tollen Artikel, der unsere Reise sehr prägnant zusammenfasst!

 

Offline voll im Leben

Clara Werkmeisters Segelreise steckt voller Erfahrungen

Da segelst du gefühlt um die halbe Welt, überquerst zweimal den Atlantik, schipperst durch die Karibik, und dann so etwas: Die Gulden Leeuw liegt im Hafen der Azoren-Stadt Horta vor Anker, als die Natur ihre Muskeln spielen lässt. Sturm, zeitweise bis zu Windstärke neun, mehrere Festmacher reißen, das Schiff muss notausfahren. Ein Anker, der sich im Meeresboden verhakt, muss in der Eile zurückgelassen werden. Wegkommen ist wichtiger, um auf eine andere Seite der Insel zu kommen, wo der Wind weniger stark bläst.

Stimm-Call an Bord der Gulden Leeuw

Bereit zum Schwimmen: In der Karibik herrscht schließlich ganzjährig Freibadsaison. © Amelie C.

Ein Abenteuer, das Clara Werckmeister und ihre Mitschüler an Bord des Dreimasters erleben. Die 16-Jährige ist nicht nur mitten im Geschehen, sie steuert sogar zeitweise das Schiff, genauer gesagt, ist es zwischen 22 Uhr und Mitternacht, als sie am Ruder steht. So geschehen Anfang April, als sich die 44 Schüler an Bord ihres segelnden Klassenzimmers auf der Reise Richtung europäisches Festland befinden, mit rund 13.591 Seemeilen in den Knochen. Zugleich eine Episode, die später Teil der Erzählungen dieser besonderen Reise sein könnte.

Stoff für solche Geschichten gibt es eine Menge auf diesem besonderen siebenmonatigen Tripp. Der neigt sich dieser Tage immer stärker dem Ende entgegen. Ein guter Zeitpunkt also, um noch einmal einen Blick in die Reiseblogs zu werfen, in denen die Schüler der High Seas High School der Hermann-Lietz-Schule auf Spiekeroog ihre Erlebnisse schildern. Und sie geben darin auch mancherlei Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Zunächst einmal ein Update der jüngsten Stationen. Zuletzt hatten wir der Gulden Leeuw Ende Februar einen Besuch abgestattet. Clara und Co. waren in Costa Rica, dem längsten Landaufenthalt während der Reise. Danach nahmen sie Kurs auf Kuba. „Ein Land, welches unterschiedlicher zu Deutschland nicht sein könnte, und das vielen von uns mit seinem Flair bisher am besten gefallen hat“, schreibt Lara Anfang März in ihrem Post, der mit vielen Fotos angereichert ist. Es ist keineswegs eine Postkartenidylle, die man schildert. Natürlich sind die Schüler beeindruckt vom morbiden Charme Havannas, den Zeugnissen der Geschichte, Oldtimern, Altstadtpalästen. Aber auch die Schattenseiten der sozialistischen Insel werden nicht ausgespart: „Es gibt Straßen, auf denen Müll liegt, die Fassaden der Häuser sind beschädigt, es steht Wasser auf der Straße, es stinkt und die Wände sind vollgeschmiert“, heißt es zum Beispiel.

Von der größten Karibikinsel geht es weiter nach Bermuda, einem Kontrastprogramm zu Kuba. Bevor das Eiland erkundet werden kann, ruft erst einmal der schulische Alltag. In anderen Worten: Am Tag der Ankunft steht eine Physikarbeit an. Schließlich herrscht auf der Gulden Leeuw nicht gepflegtes Freibeutertum, sondern muss während der Reise der Stoff der elften Gymnasialklasse gepaukt werden. Natürlich unter besonderen Bedingungen.

„Noch während der letzten Aufgaben der Physikklausur liegen wir an der Pier von St. George“, schreibt Jan. Gemeint ist die ehemalige Hauptstadt Bermudas – Unesco-Weltkulturerbe. Das wird ebenso erkundet wie der Rest der Insel. Nebenbei befreien die Goldenen Löwen beim Beach-Cleanup einen Strand von Plastikflaschen, Schuhen, Styropor und anderem Müll. Unterm Strich trotz der sich häufenden Klausuren eine entspannte Zeit. Ende März heißt es Anker lichten, die Azoren rufen und damit die erste Tuchfühlung mit old Europe. Verbunden ist die Heimreise auch mit dem zweiten sogenannten 24-Stunden-Handover, bei dem die Schüler das Schiff übernehmen, alles selbst entscheiden und eigenständig handeln, während die Stamm-Crew nur im Hintergrund bereitsteht.

 

Insel der Kontraste: Kuba war eine der Stationen der Reise

Insel der Kontraste: Kuba war eine der Stationen der Reise © Lara

 

Verantwortung wie noch nie

Immer stärker schwingt in dieser Phase die Vorfreude auf zu Hause mit. Verbunden mit der einen oder anderen persönlichen Bilanz. Filippa etwa schildert in ihrem Post, wie es ist, sieben Monate offline zu sein, also bis auf wenige Ausnahmen ohne Handy zu leben. „Auch wenn ich es mir früher selber nicht eingestehen wollte, wusste ich immer irgendwie im Hinterkopf, wie oft ich meine Zeit sinnlos mit TikTok, Instagram etc. verschwende.“ Auch bei Büchern, die etwas anstrengender zu lesen waren, habe sie öfter schneller aufgegeben, statt sich durchzukämpfen, weil das Handy die einfachere Alternative war. „In den letzten Monaten habe ich es (...) geschafft, pro Monat mehrere Bücher zu lesen.“ Vor allem aber das Soziale hat vom Offline- Dasein profitiert, sagt Filippa.

„Ich habe in den letzten sieben Monaten so viele tolle Gespräche geführt, die zu Hause so wahrscheinlich gar nicht hätten stattfinden können, weil der Gesprächspartner angerufen worden wäre, man selber eine Nachricht bekommen hätte.“ Es mache einen enormen Unterschied, eine Konversation führen zu können fern von diesen Einflüssen. Auch dadurch, dass man nicht, um unangenehmes Schweigen zu vermeiden, aufs Handy schauen könne, sondern gezwungen sei, ein Gespräch zu führen, rede man mit den unterschiedlichsten Leuten über die verschiedensten Themen.

„Ich liebe es so, einfach mit manchmal sogar Fremden ins Gespräch zu kommen.“ Noch ein Punkt, der unter das Motto „fürs Leben lernen“ fällt. „Verantwortung für etwas zu übernehmen, wie wir es bis jetzt in unserem Leben noch nicht gemacht haben“, beschreibt Leopold den positiven Effekt der geschilderten Übernahme des Schiffs durch die Schüler.

Nachtrag: Im Augenblick sind die Schüler auf der niederländischen Insel Texel. Anfang Mai steht die Ankunft in Bremerhaven an, das Ende des Abenteuers. Hoch hinaus: Clara Werckmeister im Mast der „Gulden Leeuw“. Auch das gehört zum Schiffsleben.

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Link zur Taunus-Zeitung