5. April 2023 Mein kleines blaues Boot

5.4.2023; 19:23 Uhr    
Position: 38°31.813’N 28°37.514‘W
Wetter: Windig/sonnig, 19°C · Wind 1/9 aus Ost
Gehisste Flaggen: High Seas, Portugal, Niederlande, LGBTQ, Azoren
Geschwindigkeit: nada
Stimmung: wechselhaft mit vielen lachenden Gesichtern, teilweise gestresst
Wellenhöhe: ca. 1 cm
Anzahl Leute Fernweh: auf jeden Jule, Johanna, Jana und Nele
 

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Gruezi, Servus und Moin Moin

^{!Bevor es los geht, eine kleine Spoiler Warnung:
das kleine Blaue Boot ist nicht die Gulden Leeuw!}

Machen wir eine kleine Zeitreise, ca. 5 Monate in die Vergangenheit. Es ist mein letzter Samstag, Gäste meiner Abschiedsfeier sind da und auf einmal verschwinden drei meiner Freunde auf unserer ungefähr 1 m² großen Toilette und man hört nur ein leises Tuscheln und Kichern. Jeder, der schon da ist, ich und sogar meine Eltern, die auch anfangen sich zu wundern, was hier passiert, stehen inzwischen vor dem Klo und warten darauf, dass meine Freunde rauskommen und als sie wieder raus kommen tun sie alle ganz unauffällig und geheimnisvoll, als wäre nie etwas passiert.

Etwas später am Abend:
Wir sitzen alle noch etwas awkward rum, weil immer noch nicht alle da sind und ich fange an, kleine Abschiedsgeschenke auszupacken. Als die drei Freunde von der Toilette dran sind, überreichen sie mir ein selbstgefaltetes Origami-Boot, auf dem sie alle unterschrieben haben. Noch etwas später am Abend verspreche ich, das Boot überall mit hin zu nehmen und jeden Tag ein Foto davon zu machen.
Am nächsten Tag laminiere und loche ich das Boot, um einen Karabiner dran zu hängen und es überall hin mitnehmen zu können.

Emma zeigt mein kleines blaues Boot © Eva

Das Boot vor LaCoruña / Spanien © Eva

Das kleine blaue Boot © Eva

 
Wieder zurück ins jetzt:
Ein Foto jeden Tag mit dem Boot zu machen, ist grandios schon nach Tag 4 gescheitert, ABER tatsächlich habe ich das Boot bis jetzt zu jedem Landaufenthalt mitgenommen, egal ob Expis, Longo Mai, Tagesausflüge, oder oder oder. Kurz bevor ich losgehe, hänge ich das Boot an meinen Rucksack oder meine Bauchtasche und mache mich so auf den Weg. Auf diese Art und Weise hat das Boot schon viele lustige Sachen mit mir erlebt. Inzwischen sieht es etwas mitgenommen aus, es ist einmal ausgerissen und ein paarmal fast verloren gegangen, so wie 50% meiner anderen Sachen.
 
Mir tut es gut, dieses Boot immer bei mir zu haben, auch wenn es sich kitschig anhört. Wenn es mir schlecht geht, ich traurig bin oder gerade ein down habe, schaue ich mir das Boot an und denke an meine Freunde und den lustigen Abend. Es gibt mir einfach ein wohliges Gefühl im Magen.

Vor allem im Moment denke ich, dass es wichtig ist, so etwas zu haben. Nach fünf Monaten zusammen an Bord wird das Leben hier dann doch mal anstrengend. Man merkt, wie lange wir schon unterwegs sind, wie viel wir schon erlebt haben und das irgendwie langsam die Luft raus ist und man nicht mehr so viel aufnehmen kann wie am Anfang. Sachen, die zu Beginn noch besonders und anders waren sind inzwischen zur Routine oder sogar langweilig und nervig geworden. Und alle Eltern, die sich jetzt denken „Mein Kind scheint sich ja doch zu freuen wieder nach Hause zu kommen.“ Naja, das stimmt auch nur so halb, denn es gibt so unglaublich viele Sachen, die wir vermissen werden. In meinem Kopf höre ich im Moment ganz viel „es sind nur noch zwei Monate.“ Das hört sich für viele von euch vielleicht ziemlich lang an, doch ist für mich inzwischen nur noch ein Wimpernschlag. So geht es vielen hier an Bord und man denkt immer wieder an Zuhause. So kommt es dazu, dass sich irgendwie immer wieder eine ganz komische Stimmung entwickelt, hin und her gerissen zwischen hier an Bord und Daheim.

In letzter Zeit greife ich öfter zu meinem Boot und mit diesem Boot sind nicht mehr nur Erinnerungen von Zuhause verbunden, sondern auch von den Tagen in La Coruña und wie wir dann doch noch länger geblieben sind, die Einfahrt nach Lissabon, als ich aus schlechtem Gewissen noch ein paar Fotos gemacht habe, oder als das Wasser auf dem Atlantik dieselbe Farbe hatte, wie mein kleines blaues Boot.

Eva

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Grüße:

• Eva: Ich Grüße alle meine Freunde zuhause
• Jule: Alles, alles Gute zum Geburtstag nachträglich, Chunxi! Ich hoffe, du konntest schön mit Sophie und den anderen feiern. Ach so und es ist jetzt noch ungefähr ein Jahr, bis wir unseren Roadtrip machen, also müssten wir mal anfangen zu planen oder wenigsten mal deinen Eltern Bescheid sagen haha
• Johanna: Ganz liebe Grüße an alle Zuhause, falls ihr nach Obertauern fahrt, grüßt alle ganz lieb von mir und fahrt einmal die Gamsleiten für mich mit :)