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28.05. | Frankfurt am Main

29. März 2023 Ein Tag im Leben eines Maschinisten

Datum: 29.03.23, 7:00 Uhr
Koordinaten: 36°03.491’ N 36°49.280’ W
Geschwindigkeit: 7.5 Knoten · Kurs: 70°
Wetter: gut, sonnig, ca. 18°C · Wellen: 4m
Motor: an
Stimmung: Gut, Vorfreude auf die Azoren wächst und alle sind fleißig am Bewerbung schreiben für die großen Handover*!!!

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Die Frischwasseranlage auf der Gulden Leeuw © Max S.

oben: Hauptmaschine © Max S.

Ein Tag im Leben eines Maschinisten

03:43 Uhr: Ein Alarm ertönt und reißt mich aus meinem Schlaf ... Als Maschinist habe ich eine eigene Kabine und natürlich auch ein Alarm-Panel. Alle Alarme aus dem Maschinenraum ertönen auf der Brücke, im Maschinenraum und natürlich auch bei mir in der Kabine. Also heißt es jetzt schnell aus dem Bett raus, zur Brücke und checken, was los ist. Kaum angekommen und auf’s Display geschaut, sehe ich einen der nervigsten Alarme überhaupt – „Hauptmaschine hohe Temperatur“. Um zu erklären, warum dieser Alarm so nervig ist und tatsächlich mittlerweile unnötig, müssen wir etwas in die Vergangenheit reisen.

Das Schiff lag mit einem ähnlichen Projekt wie High Seas High School an Bord in Lissabon an der Pier. Bei einer Überprüfung der Hauptmaschine wurde ein großer Riss im Block der Maschine gefunden, welchen man nicht reparieren konnte, also hieß es: „Ein neuer Motor muss her und dafür haben wir exakt drei Wochen Zeit.“

Da es nicht üblich ist, die Hauptmaschine zu wechseln, musste der Maschinenraum von oben aufgeschnitten werden, alles vom Motor herausgenommen werden und während das alles noch passierte, musste erstmal eine neue Maschine gefunden werden. Maschine gefunden, geliefert, eingebaut und kurz mal knapp eine halbe Million auf dem Tisch liegen gelassen. Stress, Stress, Stress. Deswegen wurden ein paar Sachen vernachlässigt, wie die Temperaturfühler, welche jetzt irgendwo herum baumeln und ab und zu Signale senden, um uns beispielsweise zu sagen, dass der nicht vorhandene Motor 500 Grad heiß sei. Im Endeffekt kommt dabei raus, dass ich manchmal durch einen Alarm geweckt werde, welcher eigentlich gar nicht mehr existieren dürfte, weshalb ich direkt wieder schlafen gehen kann.

Motor

Mit Anleitung und Übung finden sich die Schüler:innen sogar im Maschinenraum zurecht und helfen sehr!

Um 07:00 Uhr klingelt der Wecker und es ist Zeit, aufzustehen und bald zu frühstücken. Beim Frühstück fängt der Tag dann schon mal gut an. „Die Spülmaschine funktioniert nicht mehr“ ist eine ganz schöne Begrüßung am Morgen, genau wie wenn ich 10 Minuten später höre, dass wir kein Frischwasser mehr hätten. So startet der Tag des Öfteren. Tatsächlich dauert es aber mittlerweile nicht mehr lange, bis einer der Zukunftsmaschinisten mit den Worten „Das Wasser läuft wieder“ vorbeikommt. Dank des Schülers kann ich noch weitere 10 Minuten mein Frühstück genießen und währenddessen darüber nachdenken, was ich heute mache.

Als erstes muss ich mir wohl die Spülmaschine anschauen und gucken, was ich machen kann. Als zweites steht eine Generalinspektion des Hauptgenerators an und wenn das reibungslos abläuft, wartet der Wassererzeuger mit genügend Arbeit auf mich.
Die Spülmaschine (wir haben sie Rosi getauft) hat dasselbe Problem wie vor ein paar Wochen. Der Sensor, um den Wasserstand festzustellen, ist abgebrochen und um diesen wieder anzubringen, muss der Schlauch ausgetauscht werden. „Das kann wohl noch etwas dauern“, denke ich. In der Zeit, in der ich mit Rosi beschäftigt bin, kümmern zwei der Schüler sich schon um den Generator, wo sie gerade einen Ölaustausch und einen Filteraustausch machen. So schnell die Zeit auch vergeht, ist es schon Mittagszeit und ich bin mit Rosi noch nicht wirklich weitergekommen. Wenigstens mit dem Generator läuft es gut, denn da ist das Öl schon gewechselt, genau wie Öl- und Dieselfilter.

Nach dem Mittagessen geht es erstmal mit dem Generator weiter. Jetzt kommt das Ventilspiel. Eigentlich eine recht entspannte und gar nicht so schwierige Sache, bei diesem Motor jedoch ganz und gar nicht. Um das Ventilspiel zu messen, muss man einen Aufwand betreiben, der einen bald zum Verzweifeln bringt. Ich bin echt dankbar, dass ich diesen Spaß mittlerweile an zwei Schüler, welche das schon einmal gemacht haben, überlassen kann. Für mich heißt es aber mal wieder, ab zu Rosi und einen Schlauch erneuern. Danach sollte sie wieder laufen.

Um 15:00 Uhr ist Snacktime. Nach ein paar Nüssen und Rosinen muss Rosi nur noch getestet werden und der Generator ist auch bereit für den ersten Testlauf.
Nach der entspannten Snackpause ist der Moment gekommen – der Start des Generators. Zündung an und auf Start drücken. Er spring direkt an und es scheint alles gut. Noch ein paar Kontrollen, ob irgendwo ein Leck ist, dann geht der Motor plötzlich aus. Zwei Alarme ertönen und auf dem Alarm-Panel steht: „Niedrige Drehzahl“ und „Motor unerwarteter Stopp.“ Zweiter Versuch. Zündung an, Motor Start. Er springt nicht direkt an und wir versuchen es nochmal. Nach drei Versuchen springt er jedoch an und läuft einwandfrei. Wenn Rosi jetzt auch wieder funktioniert, ist das ein gelungener Tag. Also ab in die Küche.
Als ich die Tür aufmache, habe ich das Gefühl, als wäre ich auf irgendeiner Party gelandet. Laute Musik, Leute, die Quatsch machen und überall gute Laune. Aber wieder zu Rosi. Die Abdeckung ist wieder dran und der Strom eingesteckt. Nach dem Drücken des „An“ Schalters fängt Rosi an, sich mit Wasser zu füllen. Jetzt fehlt nur noch, dass die Wassertemperatur steigt. Nach zwei Minuten warten, tut sie es zum Glück und damit ist Rosi wieder einsatzbereit und repariert.

Mittlerweile ist es auch schon fast Feierabend und Zeit für das Abendessen. Beim Abendessen läuft das Frischwasser mal wieder nicht und ich starte die Pumpe wieder neu. Anschließend treffe ich mich nochmal mit den Schülern, welche am Maschinenraum interessiert sind. Ich führe sie in das Wechseln der Frischwassertanks ein und nach ein wenig Plaudern heißt es dann nach einem gelungenen Tag schlafen gehen.

Luca

P.S.
Der Generator ging aus und sprang nicht an, weil Luft in der Dieselleitung war.

*Handover -> Die Übergabe des Schiffes von der Crew an uns Schüler

 

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Grüße:

  • Kiran: Liebe Grüsse an meine Familie. Hab euch lieb!!!
  • Anika: Ich hoffe ihr lebt noch alle... sonst RIP in peace!
  • Nele: Mir geht es gut, ich habe diese Woche Galley und da wir die ganze Zeit Healing haben rutscht das Essen immer von einer Seite zur anderen. Liebe Grüße und bis bald.
  • Charlotte: Liebe Linda, alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Ja, ich weiß dein Geburtstag ist jetzt schon über eine Woche her, aber ich habe es seitdem nicht geschafft im Blog zu grüßen, weil die Artikel immer schon rausgeschickt waren als ich gefragt habe. Ich habe es aber auf jeden Fall nicht vergessen und an dich gedacht. Leider konnte ich dieses Jahr nicht mit dir feiern, aber gedanklich war ich dann doch dabei, als ich mir die Fotos vom letzten Jahr angeschaut habe. Ich freue mich schon, wenn wir auf den Azoren telefonieren können. Ich hab dich lieb und vermisse dich! <3