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Start ins Abenteuer – Aufbruch zur 30. Reise der High Seas High School

High Seas High School
10.10.2022

Vibrierende Vorfreude, gespannte Erwartung, aber auch eine gehörige Portion Abschiedsschmerz umwehten, eingehüllt in eine kräftige Herbstbrise, am vergangenen Samstag die drei Masten der „Gulden Leeuw“ an der Pier vor dem Willy-Brandt-Platz in Bremerhaven.

44 Schüler*innen in ihren dunkelblauen High Seas High School-Kapuzenpullis hatten sich wie an einer Perlenschnur entlang der Bordwand des Traditionsseglers aufgereiht – bereit zum Aufbruch in ihr größtes Abenteuer, das sie nun sieben Monate lang mit ihrem segelnden Klassenzimmer über den Atlantik, nach Mittelamerika und wieder zurück führt.

Bevor aber am frühen Nachmittag die Leinen losgeworfen und Schiff und Mannschaft auf der Weser Kurs in Richtung offene Nordsee nahmen, hieß es Abschied nehmen. Eltern, Geschwister, Großeltern und Freund*innen hatten sich an der Pier versammelt, um den Seefahrer*innen eine gute Reise zu wünschen.

Als schließlich das Kommando „Klar zum Ablegen“ über das Deck erschallte, die Schiffsschraube das Wasser um das Achterschiff zum Brodeln brachte, die Festmacher eingeholt wurden und das Schiff sich langsam von der Pier wegschob, flossen sowohl an Bord als auch an Land die Tränen. Erst in sieben Monaten gibt es ein Wiedersehen. Aus den Jugendlichen, die in diesem Oktober die Schiffsplanken betreten haben, werden dann gereifte Persönlichkeiten geworden sein, die in vielen Situationen über sich selbst hinausgewachsen sind, sich neue Horizonte eröffnet haben und gestärkt für zukünftige Herausforderungen sein werden.

Mit an Bord sind in diesem Jahr gleich vier Lietzer. Neben drei Schülern ist auch Mathematik- und Politiklehrer Tobias Marpert dabei und erfüllt sich mit der Reise einen Traum. Im Rahmen eines kleinen Interviews vor seiner Abreise hat er uns von seiner Motivation und seinen Erwartungen erzählt:

Was hat dich dazu bewegt beim dem Projekt HSHS mitzumachen?

Zunächst einmal mag ich jegliche Art von Herausforderung, bei der ich auch selbst an meine Grenzen komme. Ein Törn auf einem Traditionssegler zusammen mit 44 Jugendlichen ist genau so eine Herausforderung. Zugleich ist es ein großes Abenteuer, da ich Länder bereisen werde, in andere Kulturen eintauche und sich eine starke Gemeinschaft mit allen an Bord entwickeln wird (ähnlich wie an der Lietz). Ich mag es, zusammen in einer Gemeinschaft mit anzupacken, was auf einem Segelschiff wie der Gulden Leeuw perfekt umsetzbar ist. Außerdem hoffe ich, dass ich den Jugendlichen Inhalte und vor allem Werte mit auf den Weg geben kann, die sie im normalen Schulalltag vielleicht nicht so intensiv mitbekommen und ich im Gegenzug auch einiges von ihnen lernen kann.

Wolltest du schon immer mal so ein Projekt begleiten?

Die Idee ist erst vor ca. drei Jahren entstanden, als mich eine damalige Kollegin auf die High Seas High School aufmerksam gemacht hat. Damals hatte ich aber noch eine längere Fahrradreise als Projekt im Kopf, deswegen musste die Segelfahrt erstmal hinten anstehen. Da mir das Projekt auch durch die Erfahrungsberichte und Erzählungen hier an der Lietz nie aus dem Kopf gehen wollte, wuchs der Wille mehr und mehr, an diesem Projekt mitzumachen. Rauskommen, anpacken, zusammen ferne Länder und Kulturen entdecken und erleben, sind alles Aktivitäten, die ich auch privat gerne mache, deswegen passt das Projekt gut zu mir.

Wie genau möchtest du die Zeit an Bord mit deinen Schülern gestalten?

Ich möchte mich mit den Schüler*innen austauschen über ihre Visionen zur zukünftigen Gestaltung unserer Welt, tiefgründige Gespräche über die eigene Lebensgestaltung führen, mich aber zur Abwechslung auch mal über stumpfe Wortwitze oder spaßige Situationen amüsieren. Eine bunte Mischung mit viel Abwechslung und eine Interaktion auf Augenhöhe mit den Jugendlichen.

Was erhoffst du dir von dem Projekt?
Ich persönlich werde viel Neues dazulernen. Das Eintauchen in ferne Länder und Kulturen wird mich ebenso bereichern wie die alltägliche Arbeit auf dem Schiff und die besonderen Aktivitäten an Land und im Wasser. Dadurch werde ich viele neue Erfahrungen sammeln, die ich mit allen an Bord teilen kann. Dadurch hoffe ich, dass sich eine Gemeinschaft entwickelt, die sich im Idealfall auch über die Reise hinweg hält.

Hast du Respekt vor der Zeit auf so engem Raum mit vielen Menschen?

Es wird sicherlich Teil der Herausforderung, mit so vielen Menschen einen begrenzten Raum zu teilen. Aber gerade als Hobby-Soziologe reizt mich zu sehen, welche zwischenmenschlichen Prozesse sich entwickeln werden, um dieser Situation gerecht zu werden. Da möchte ich natürlich selbst auch meinen Teil zu beitragen. Ich gehe davon aus, dass ich in dieser beengten Situation auch mal an meine Grenzen stoßen werden, aber auch daraus werde ich meine Erkenntnisse ziehen und gestärkt herausgehen.

Worauf freust du dich am meisten auf dieser Reise, oder bist du einfach gespannt auf das, was auf dich zukommt?

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Lehrer*innen-Team und mit der Crew der „Gulden Leeuw“, weil es auf dem Probetörn schon sehr harmonisch und produktiv war. Außerdem freue ich mich auf die längeren Landaufenthalte in Costa Rica und Kuba, weil ich von deren Natur und Kultur noch keine allzu konkreten Vorstellungen habe und ich dort gespannt bin, was auch mich zukommt. Ansonsten lasse ich die vielen Eindrücke einfach auf mich zukommen.

Mehr zum 30. Törn der High Seas High School erfahrt ihr im Reiseblog.