Die Lietz auf Deutschland-Tour

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27.04. | Wilhelmshaven

28.05. | Frankfurt am Main

6. Mai 2023 Ankommen

Position: Irgendwo in Deutschland, Österreich oder der Schweiz
Kurs: Im Moment ganz weit ab vom Kurs,
irgendwie steuern wir gerade das „normale“ Leben wieder an

Wetter: Regnerisch, es flossen einige Tränen beim Abschied,
wobei die Sonne mit Aussicht auf das Nachtreffen langsam durchbricht

Nächster Stop: Auf das Leben an Land klar zu kommen
Stimmung: Überfordert von allem Möglichen, man trifft Freunde und Familie nach 7 Monaten wieder, erzählt von der Reise und schwelgt dabei irgendwie jetzt schon wieder in Erinnerungen

Noch einmal zusammen singen

Noch einmal zusammen Singen … © Sina Derezynski

Ankommen

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Mit dem Ankommen anfangen?
Mit dem Anfangen aufhören?
Mit dem Anlegen anfangen, um die Reise aufhören zu lassen?
Anfangen aufzuräumen, um auszutreten und abzuschließen.

Und das war’s jetzt?
Einfach so vorbei?
Die 7 Monate, einfach schon an uns vorbeigezogen? Langsam und stetig wie die Strömung, die uns regelmäßig über den Atlantik begleitete. Energievoll und voll mit Kraft wie die Winde, die sich in unseren Segeln verfingen. Manchmal holprig, aufregend und aufgewühlt nach einem Tief, doch auch über die größten Löcher haben wir zusammen Brücken gebaut.

Unsere Reise. Wie ein Wimpernschlag hinter dem die untergehende Sonne ungesehen hinterm Horizont verschwindet. Wie ein ganz besonders schöner Moment, den man festhalten möchte, indem man ganz fest die Augen zukneift und ihn abspeichert. Den Moment für immer in Erinnerung. Wie einer der unzähligen Abenden auf See. In jeder seiner Sekunden einzigartig. Verschiedenfarbig, wechselnd, aber doch wunderschön. Unsere Reise wie ein Sturzflug. Stetig hinab durch Wolken, Sonnenschein, Gewitter und Sterne. Manchmal sind wir vielleicht gefallen, doch eigentlich sind wir geflogen. Jeder einzelne von uns.

Wir haben alle unsere Flügel aufgespannt, uns an die Klippe gestellt und sind gesprungen. Im Sturzflug. Und jetzt landen wir, durchbrechen die letzte Wolkenschicht. Sonnenschein auf meinem Gesicht und ich weiß noch nicht so recht, ob ich da wirklich Boden unter meinen Füßen spüren kann. Bin ich landkrank? Es schwankt so komisch. Nein, denn wenn man jetzt die Augen öffnet und in die Sterne guckt sind sie plötzlich ganz klein. Ganz ganz klein. Gelandet? Für einige von uns eindeutig ja, gelandet und angekommen.

Angekommen? Für andere nein, eindeutig nein. Vielleicht mit den Füßen den Boden berührt, aber doch noch nicht gelandet. Es schwankt noch ganz schön. Ich glaube, wir haben jetzt zwar alle wieder festen Boden unter den Füßen, das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir angekommen sind. Manche werden nur wenige Tage brauchen, andere deutlich länger. Aber bis dahin können wir alle unsere Augen öffnen, nach oben zurück in die Sterne gucken und den Blick genießen. Wir nehmen von den Sternen mit, haben alle gelernt.

Wir haben die Flügel ausgebreitet. Wir haben gelernt zu fliegen. Wir sind abgetaucht, in das dunkle Schwarz des tiefen Ozeans. Wir sind losgerannt, durch weißen Sand, über Berge und durch Wald, haben Grenzen überschritten und den Ozean überquert. Wir haben einen Ozean überquert. Wir haben Segel gesetzt, um jeden Knoten rauszuholen und unser Ziel zusammen zu erreichen. Wir haben zusammengehalten. Zusammen gehalten und zusammengehalten. Zusammen an einem Strang gezogen. Wir sind zusammengewachsen zu einer großen Familie. Wir sind alle diese Reise angetreten, mit dem Bewusstsein, dass sie auch irgendwann enden muss. 7 Monate lang.

Abschied an Bord

Freude und Trauer an Bord – Die Ankunft in Bremerhaven heißt auch Abschied nehmen © Steffen

Abschied an Bord

Noch sind wir an Bord – das Loslassen kommt später … © Steffen



7 Monate. Jetzt sind sie vorbei. Es sind keine 7 Monate mehr, wir sind gelandet. Und der erste Schritt in die Arme unserer Eltern wird aber auch der Erste zurück ins normale Leben sein… Ein Leben mit mehr als 5 Unterhosen und zwei paar kaputte Socken. Ein Leben ohne secundo rundo und ohne Musterings. Klos kann man benutzen wann man will und Teller bleiben da, wo sie sein sollen. Ein Leben ohne Responsibilities und All Hands. Ein Leben auf einer richtigen Matratze. Ein normales Leben.

Normal. Heißt das nicht irgendwie auch langweilig? Ein Leben, in dem man ganz in Ruhe einschlafen kann, ohne andere Leute glücklich lachen zu hören. Ein Leben mit wenig blau. Weniger tiefblaues Wasser. Wenn man morgens mit den ersten Sonnenstrahlen aus der Tür tritt. Ein Leben, indem nur noch ein Geburtstagslied gesungen wird und ein Leben ohne stundenlange Deeptalks unter den Sternen. Jede*r von uns geht jetzt seinen Weg und ab heute beschreiten wir diesen getrennt. Sie trennen sich. Unsere Wege trennen sich nachdem wir 7 Monate zusammen liefen. Doch wohin sie auch führen werden, auf gewisse Weise werden wir immer verbunden sein.

Ein Team, eine Reise und etwas, was man nie wieder vergisst.
Also liebe Grüße aus diesem seltsamen „normalen“ Leben

Eure Johanna