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Nachhaltiges Wohnkonzept für die Herausforderungen der Zukunft – Für das Internatsgelände entstehen fünf Tiny-Häuser und die Schüler*innen bauen mit

Schule und Internat
08.07.2022

Anfang 2023 soll er per Schiff ankommen – der neue Wohnraum für die Hermann Lietz-Schule Spiekeroog. Das Inselinternat vergrößert sich um fünf Tiny-Häuser, welche zurzeit auf dem Festland, genauer in einer Zimmereihalle in Wiefelstede bei Oldenburg, entstehen. Sie sollen in Zukunft sowohl für Schüler*innen als auch für Lehrer*innen und Mitarbeitende der Schule bzw. des Nationalpark-Hauses Wittbülten, welches sich auf dem Schulgelände befindet, zur Verfügung stehen.

„Das Thema Wohnraumknappheit spielt auf Spiekeroog eine große Rolle“, sagt Schulleiter Florian Fock. „Auch wir als Internat stehen vor der Herausforderung, auf unserem Gelände möglichst effizient neuen Wohnraum für Schüler*innen sowie für Lehrende und Mitarbeitende zu schaffen.“ Dabei setzt er vor allem auf nachhaltige Konzepte, die je nach Bedarf flexibel einsetzbar sind.

Und da sind die kleinen Raumwunder aus Holz in Modulbauweise unschlagbar. Auf ca. 20 Quadratmetern werden sie alternativ Platz für 2 Schüler*innen oder eine/n Mitarbeiter/in haben. Für die Schüler*innen gibt es neben dem jeweils eigenen Bereich mit Bett, Stauraum und Arbeitsplatz eine gemeinsam genutzte Nasszelle. Die Mitarbeiterversion verfügt zusätzlich noch über einen Küchenbereich. Anschlüsse und Einbauten sind so konzipiert, dass jedes Tiny-Haus bei Bedarf schnell und unkompliziert für die eine oder andere Nutzung umgestaltet werden kann

Mit den Tiny-Häusern will die Schulgemeinschaft ihrem Leitbild eines ressourcenorientierten, nachhaltigen und verantwortungsvollen Denkens und Handelns Rechnung tragen. Sie sollen in vielerlei Hinsicht beispielhaft und wegweisend sein für eine Lebensweise, die einer sich zunehmend wandelnden Lebenswirklichkeit gerecht wird. Neben dem geringen Flächenverbrauch und Einsatz ökologischer Baumaterialien werden sie sich außerdem durch die ausschließliche Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien auszeichnen. Letzterer wird jetzt schon durch das schuleigene Windrad und perspektivisch auch durch geplante Photovoltaikanlagen auf den Dächern der umliegenden Schulgebäude produziert.

Wer einen der jetzt schon heiß begehrten Wohnplätze im Tiny-Haus erhält, darüber entscheiden Schul- und Internatsleitung. Gemeinsam mit Vertreter*innen der Schülerschaft wurde ein Kriterienkatalog als Grundlage einer fairen Auswahl erarbeitet. Bewerben können sich alle Internatsschüler*innen ab 16 Jahren.

„Die Idee mobiler Häuser hier bei uns auf der Insel ist durchaus klug“, ist sich Schüler Eric Claußen sicher, der selbst gern in eines der Tiny-Häuser einziehen möchte und sich bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. „Zum einen wird durch die Aufständerung mit Punktfundamenten nicht unnötig Fläche versiegelt und zum anderen können sie bei Bedarf auch komplett an einen anderen Ort umziehen, zum Beispiel dann, wenn ihr bisheriger Standort vom steigenden Meeresspiegel bedroht wird.“

Eric war als Repräsentant der Schülervertretung im Herbst des vergangenen Jahres mit dabei, als das Schul-Projektteam sich beim ausführenden Unternehmen, der Oldenburger Zimmerei und Tischlerei Thiemann und Henkel über Planung und Konstruktion informierte. Bei dieser Gelegenheit konnten sie auch ein Muster-Tiny-Haus besichtigen.

Die Schüler*innen von Anfang an mit einzubeziehen ist Florian Fock sehr wichtig. So wirken sie unter anderem auch am Bau der Häuser mit. In der Projektwoche vor den Sommerferien machten sich fünf Lietzer*innen – unter ihnen auch Eric Claußen – und zwei Lehrer auf den Weg nach Wiefelstede, um selbst Hand anzulegen. Unter fachkundiger Anleitung von Tischlermeister und Geschäftsführer Lukas Thiemann und seinem Team bauten sie drei Tage lang die Holzrahmen für die Seitenwände des Versorgerhäuschens sowie für dessen Bodenplatte und Dach. Das Häuschen wird später neben den Anschlüssen für Strom- und Wasserversorgung auch Waschmaschinen und Trockner beherbergen.

Zunächst schnitten sie an der Abbundsäge die Balken auf die benötigten Längen zu. Danach wurde ausgerichtet, gemessen, geschraubt und gehämmert. „Es ist, als würde man ein großes Puzzle zusammensetzen“, findet Schülerin Sina Kolde. Auch sie möchte später eine der ersten Bewohner*innen eines Tiny-Hauses sein. „Wichtig ist, dass wir sehr genau arbeiten und die Rahmen exakt zusammensetzen.“ Die Konzentration auf ihre handwerkliche Arbeit und auch die Freude daran, etwas so Besonderes für die Schulgemeinschaft zu schaffen, ist allen anzumerken. Eine der Rahmenkonstruktionen konnte das Projektteam schließlich auch schon beplanken.

Lukas Thiemann freut sich über das große Engagement der Schüler*innen und ihr tatkräftiges Anpacken: „Was sie im Rahmen dieser drei Tage mitnehmen konnten, ist zum einen ganz viel Wissen über die Konstruktions- und Funktionsweise der Häuser, die notwendigen Materialien und Entstehungsschritte. Zum anderen entwickeln sie, dadurch dass sie selbst aktiv am Entstehungsprozess mitwirken, eine große Wertschätzung für ihren neuen Wohnraum.“

Für den Herbst sind weitere Projekttage geplant, an denen sich dann alles um den Innenausbau drehen wird. Lukas Thiemann plant, gemeinsam mit seinen Kollegen Bausätze für Schreibtische und Betten zu entwickeln, welche die Schüler*innen dann ebenfalls in Eigenregie zusammensetzen können. Eric, Sina und das übrige Projektteam freuen sich schon jetzt auf ihren Einsatz und auf neue Herausforderungen in der Zimmereihalle in Wiefelstede.