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8. März 2023 Havanna - Die Königin der Karibik

7.3.2023 21:50 Uhr
Koordinaten 29°03.227‘ Nord 78°42.927 West
Kurs: Nordost 40 Grad · Geschwindigkeit 3,9 kn

Wetter: heiter, 26°C · Wind: 3 aus NO
gesetzte Segel: Outer jib, inner jib, forestay sail, mainstay sail, main, mizzen
zurückgelegte Seemeilen: 12.877 nm (unser Meilenzähler springt manchmal in komische Richtungen, Anousch und Vici haben nachgerechnet, das müsste jetzt ungefähr stimmen)
Stimmung: gespannt auf raueres Wetter

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Moin,
Während unseres Landaufenthaltes auf Kuba haben wir vom 19. bis zum 25. Februar 2023 auch die Hauptstadt Havanna besucht.

Wir vor der Skyline von Havanna

Wir vor der Skyline von Havanna © Tjark

Pizza-Party in Havanna

Pizza-Party in Havanna © Philipp

Oldtimer

Überall in Havanna: große alte Autos vor großen alten Gebäuden © Florentin


In den sechs Tagen vor Ort haben wir alle bemerkt, dass Havanna eine Stadt wie keine Zweite ist. Geprägt durch Kolonialismus und Kommunismus hat sich die Metropole so entwickelt, wie wir sie heute kennen.

Gegründet von den spanischen Konquistadoren 1519 an einer großen Bucht an der Nordküste nahe der Flussmündung des Rio Almandares, wird der Ort bald zu einem der bedeutendsten Kreuzungspunkte der spanischen Kolonien. Der letzte Zwischenstopp für die spanischen Flotten, beladen mit all den Schätzen aus der neuen Welt, vor der Überfahrt zurück auf die iberische Halbinsel. Schnell entsteht dadurch ein großer Umschlagplatz und Handelszentrum.

Doch die wahre Blütezeit beginnt erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Nachdem eine Sklavenrevolte in Saint-Domingue die Zuckerproduktion zusammenbrechen lies, stieg Kuba groß in die Zuckerrohrproduktion ein. Durch das Kapital zugezogener Europäer von den spanischen Kolonien auf dem amerikanischen Festland, welche sich nach und nach die Unabhängigkeit erkämpften, wurden riesige Plantagen angelegt und aus Afrika wurden zehntausende Menschen versklavt, um jene zu bewirtschaften. 1850 ist die Insel der bedeutendste Zuckerlieferant weltweit und produziert allein in diesem Jahr mehr als 220 Millionen Tonnen. Der dadurch resultierende Wohlstand zeigt sich an den Herrenhäusern, Gaslaternen in den Straßen und der ersten Eisenbahnlinie in Lateinamerika. Damit zeigt sich Kuba moderner als das Mutterland Spanien, in dem erst elf Jahre später die erste Eisenbahn rollt. Havanna wird zu dieser Zeit das „Paris der Antillen“ genannt, die „Königin der Karibik“. In einem der größten Theater der Welt werden regelmäßig italienische Opern gespielt und die Oberschicht lebt in Saus und Braus. Es entsteht eine tiefe Spaltung der Gesellschaft zwischen der reichen spanischen Kolonialmacht und den unterdrückten Kubanern, Sklaven und freien Schwarzen.

Durch die schnell wachsende Rübenzuckerindustrie in Europa sinken die Erträge aus dem Zuckerrohr und die Insel stürzt in eine tiefe Krise und Unabhängigkeitsbestrebungen werden lauter. 1898 gelingt die Befreiung der Kolonialmacht mithilfe der Vereinigten Staaten. Doch nun befindet sich Kuba in einer tiefen Abhängigkeit von den USA. Amerikanisches Kapital fließt in die Infrastruktur, amerikanische Schulen und Fabriken werden errichtet und amerikanische Autos fahren in den Straßen. Die Landbevölkerung hingegen lebt im Elend. Bis 1953 wächst diese Ungleichheit noch weiter an. Der derzeitige Machthaber ist noch korrupter als seine Vorgänger und baut seine Macht auf Militär und Unterdrückung auf. Die Kubaner sind unzufrieden und wollen nach Jahrzehnten der Ungleichheit eine Gesellschaft in der jeder gleich ist. Genau diese Forderung vertritt auch Fidel Castro, der 1953 versucht, mit 100 Gleichgesinnten eine Kaserne zu überfallen und das Regime zu stürzen. Der Putsch schlägt fehl, Castro wird verhaftet. Die Regierung um den Präsidenten Batista arbeitet mit der amerikanischen Mafia zusammen, welche Casinos, Bars und Stripclubs für die amerikanischen Touristen betreibt. Aus diesen Jahren stammen auch die ganzen Chevy‘s und Cadillacs, die man auch heute noch in Havannas Straßen bestaunen kann. Als Castro dann 1955 überraschend freikommt, beginnt er sofort wieder eine Untergrundorganisation aufzubauen. Ende 1956 beginnt er einen Guerillakrieg. Er gewinnt stetig neue Anhänger und hat bis 1959 zusammen mit Che Guevara Kuba „befreit“.

Nach der Revolution wurde eine kommunistische Diktatur errichtet, Großgrundbesitzer enteignet und die Lebensbedingungen der Landbevölkerung verbessert. Kuba verbündet sich mit dem Ostblock, ein Wirtschaftsembargo seitens der USA ist die Folge. Nachdem sich die Lage in Kuba 1962 noch einmal mächtig zuspitzt und die Welt am Rand eines Atomkriegs steht, geht es danach relativ entspannt zu. Kubas Wirtschaft floriert mithilfe von Subventionen aus der Sowjetunion und den Leuten geht es gut. Viele Kubaner reisen auch als Gastarbeiter in die DDR (weswegen viele heute noch Deutsch können) und es fahren jetzt neben den alten Amischlitten und Kutschen auch Ostblockautos und -Mopeds in Kuba rum. Doch mit dem Untergang der Sowjetunion erlebt Kuba ein kaltes Erwachen. Ohne die finanzielle Hilfe hat das Land ein großes Problem. Die Menschen sind nun am Hungerleiden, es gibt keine Medikamente mehr, Kleidung und Seife sind Mangelware.

Als Fidel Castro dann 2008 abtritt, nutzt sein Bruder und Nachfolger die Chance für einen Neuanfang. Der Dollar wird als Zahlungsmethode freigegeben und der Tourismussektor wird wieder ausgebaut, um an dringend benötigte Devisen zu kommen. Zudem wird den Kubanern erlaubt, sich in einigen Berufen selbstständig zu machen und so bildet sich eine kleine Mittelschicht. Heutzutage ist das Land und vor allem die Hauptstadt zwiegespalten. Dafür, dass sich Kuba Sozialismus auf die Fahne schreibt, ist die Kluft zwischen Arm und Reich doch sehr groß und ich war überrascht, wie viele Leute uns nach Geld, Seife und Kleidung fragten.

Die Spaltung zeigt sich überall in der Kapitale. Zwei Straßen weiter vom prunkvollen Kapitol (dessen Kuppel übrigens ein paar Meter größer ist, als die in Washington D.C.) wohnen die Menschen in Ruinen. Essen und Trinken findet man in Havanna sehr günstig für oft weniger als einen Euro, außer Bier, welches im Vergleich zu Deutschland sehr teuer ist, da es importiert wird. Wenn man mal eine Zigarre rauchen möchte, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder kauft man sehr günstige für oft umgerechnet 30 Cent auf der Straße, welche dann aber auch oft nicht so gut sind, oder man geht in ein Zigarrengeschäft, welches dann für eine Zigarre 10 bis 80 Euro nimmt. Etwas dazwischen findet man selten. Auf der Straße wird man auch oft angesprochen und man fühlt den Drang der Menschen ihre Unzufriedenheit mitzuteilen. Zum Beispiel ist es so, dass man in Kuba Marken bekommt, um sich Lebensmittel zu besorgen. Jedoch stehen einem erwachsenen Mann dort pro Monat z.B. nur 7 Eier und 1/4 Hähnchen zu. Man muss sich also selber noch Essen kaufen. Ganz normal denkt ihr vielleicht, die Leute arbeiten und verdienen dort ja auch Geld. Allerdings verdient ein Englischlehrer dort nur 3000 Pesos im Monat, was umgerechnet 18 Euro sind.

Zusammengefasst sind die Kubaner aktuell sehr unzufrieden und ich bin froh, dass ich nicht im Kommunismus lebe, auch wenn Kuba sehr sehr schön war und ich die staatlich geregelten Rumpreise auch nicht schlecht finde.

Bis dann
Tino

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Grüße:

  • Tino: Ich grüße meine lieben Großeltern, meine Eltern, meine liebe Schwester Lina und natürlich auch meine Freunde. >3
    Laura: An „klein Laura und die große Welt“, bald sind wir in Bermuda und dann kann ich dort all meine Postkarten an euch verschicken. Außerdem können wir dann wieder telefonieren, es gibt einiges zu erzählen ;-) Bis bald >3
  • Lux: Moin Moin meine liebe Fam. Wir sind jetzt bald auf Bermuda und es ist krass wie schnell die Zeit vorbei gegangen ist. Ich freue mich auf die nächste Zeit aber auch etwas auf Zuhause. Hab euch alle Lieb und liebe Grüße noch an Filip<3
  • Anna: Marie kannst du Emilia nach ihrer spanischen Adresse fragen und sie mir schicken dann kann ich in der Handyzeit ihren Geburtstagsbrief abschicken, sag ihr auch alles gute und das ich sie lieb habe und mein Brief kommt. Bussis Anna