31. März 2023 Fünf Handlampen und ein viel zu großer Einkauf

Damals:
Datum: 29.10.2022
Position: Hafen Lissabon, Portugal
Kurs: Wir sind im Hafen · Wetter: sonnig
Wind: nicht vorhanden·  Gesetzte Segel: keins
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 2008,25
Anzahl seekranker Personen: 0
Geschwindigkeit: 0 ktn

Jetzt:
Datum: 7.3.2023
Position: 28° 43.548‘N 78° 59.796‘W
Kurs: Nord-Ost · Wetter: Sonnig
Wind: 4 Gesetzte Segel: Mizzen Main, Main, Stay, forestay, inner jib, outer jib
Bisher zurückgelegte Seemeilen: 12.864
Anzahl seekranker Personen: 0
Geschwindigkeit: 5 Knt

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Guten Morgen, Guten Mittag oder auch guten Abend.

Wie ihr wahrscheinlich mitbekommen habt, haben wir im November einige Tage in Lissabon verbracht. Ich möchte euch heute gerne etwas über den 29. November, also unseren zweiten Tag in Lissabon erzählen. Dies wird sich fast vollständig nur um den Tag meiner Jungs und mir drehen, da wir einen freien Landgang hatten und wir uns zu fünft dazu entschieden, Lissabon zu erkunden. Wir Fünf sind Felix, Freddy, Paul, Tom und Ich (Lux).

(Kleiner Disclaimer:
Wir haben seit La Coruña gemeinsam geplant einen etwas größeren Einkauf zu machen, um für die Atlantiküberquerung etwas mehr zu Essen zu haben. Dies wollten wir in Lissabon durchsetzen.)

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Nach einem saftigen Frühstück und einer ausgiebigen Responsibility-time verließen wir das Schiff. Wir setzten uns in die U-Bahn und stiegen an einer uns bereits teils bekannten Gegend nahe des Zentrums aus. Von dort aus erkundeten wir Lissabon. Wir wanderten etwas höher auf einen Berg und bewunderten in der prallen Mittagssonne die wunderschönen Straßen Lissabons. Wir liefen etwa 2 bis 2 ½ Stunden, bis wir am Ende recht weit Oben auf dem Berg auf ein paar Bänken Platz nahmen. Diese Bänke lagen am Anfang von einer sehr langen, nach unten führenden Treppe. Und was machen 5 Jungs wenn sie oberhalb von einer Treppen zwischen Orangenbäumen auf Bänken sitzen? Richtig sie schmeißen Orangen die Treppe runter und gucken welche am weitesten rollt. Wir hatten dort also einen wahnsinns Spaß und sind dann nach einiger Zeit langsam wieder zurück.

Felix und Lux auf einer Bank

Felix und Lux vor der Treppe ©Freddy


Als wir also so durch Lissabon wanderten – übrigens hatte die Hälfte nur Crocs an – erinnerte ich mich an die Idee des Einkaufs und fragte die anderen, wann wir denn planen, dies zu machen. Ich schlug vor, es einfach jetzt schon zu machen, weil wir noch anderthalb Stunden hatten, bis wir zurück zu Hause sein sollten. Der Rest war schwer begeistert, also probierten wir, einen Supermarkt zu finden. Das stellte sich nur nicht als ganz so leicht heraus, wenn man in einer fremden Großstadt ist. Irgendwann fanden wir jedoch einen perfekten Supermarkt und stiefelten rein, mit unserer Einkaufsliste und zwei Einkaufswagen bewaffnet.

Der Einkaufsladen war nicht groß, aber trotzdem hatten wir weniger als keinen Überblick. Wir fünf sind also komplett verstreut in dem Laden rumgerannt und haben Müsli ohne Ende in unsere Einkaufswagen geworfen. Eine Palette Powerrade in Blau, irgendein Energydrink mit Cannabisgeschmack, mehrere Paletten Instantnudeln und viel zu viel anderes Zeug landeten ebenfalls dadrin. Am Ende hatten wir drei Einkaufswagen und unsere Hände voll mit dem größten Schwachsinn und begaben uns zur Kasse.

Als wir zusammen an der Kasse rumhampelten und uns fragten, wie teuer der Einkauf wohl werden wird, kam plötzlich der Securitybeauftagte des Supermarkts auf uns zu und erkundigte sich danach, ob wir uns den Einkauf überhaupt leisten könnten. Wir alle antworteten mit einem breiten Grinsen mit „Ja“. Was für Idioten, ohne einen Plan, wie teuer das am Ende wirklich wird. Als wir dann fast an der Reihe waren, kam ich auf die grandiose Idee, noch eine Salamiwurst einzupacken und kündigte an, diese noch schnell holen zu gehen. Ich bekam jedoch hinterhergerufen: „Nimm doch 2 oder 3“ „hol mal noch paar Instantnudeln“ „Kaugummi wäre auch mächtig“ und „Ich glaube zwei Oreopackungen schaffen wir noch“. Also kam ich doch nicht nur mit der einen Salamiwurst zurück.

Tja, dann begann die große Kassieraktion. Der Kassier, übrigens merkbar ein Praktikant, war nach ein paar kleinen Wasserpausen und fast 25 Minuten völlig ausser Atem, fertig mit dem Kassieren. In der Zeit diskutierten Tom, Freddy und ich bereits mit dem Securitybeauftragten, ob wir nicht einen großen Einkaufswagen ausleihen und den sofort wieder zurück bringen könnten. Dies nahm tatsächlich fast die vollen 25 Minuten in Anspruch wonach wir den Wagen schlussendlich doch ausliehen. Nun war es aber Zeit für die langersehnte Rechnung.

Felix nahm den Kassenbeleg in die Hand und lächelte uns an. In diesem Augentblick fingen meine Hände an zu schwitzen, ich guckte ängstlich lächelnd Paul an und er mich. Nun fing mich die Neugier und ich riss Felix den Kassenbeleg aus der Hand und guckte auf die unterste, fett gedruckte Zahl. Ich stieg zu Felix Lachkrampf mit ein und nach einander auch der Rest. Als wir uns endlich zusammenreißen konnten, liefen wir zur Kasse. Die Rechnung betrug 253,76 €.

Zum Glück nahm uns unser Adrenalin unsere ganzen Sorgen und Gedanken über die Höhe des Betrages und wir stolzierten stolzer denn je, mit 50 € weniger in Tasche und mit einem Einkaufswagen + drei Tüten voll aus dem kleinem Einkaufsladen in einer Seitenstraße irgendwo in Lissabon. Sobald wir draussen waren, zückte Freddy seine Kamera und fotografierte unsere „Trophäe“.

Die Jungs präsentieren ihren Einkauf @Freddy

Und wenn sie jetzt denken, dass der Tag und somit die Geschichte vorbei ist, täuschen sie sich, denn da sind wir noch lange nicht. Denn wie kommen fünf Jungs vollgepackt mit irgendwelchen Einkäufen nach Hause und das in den nächsten 30 Minuten? Richtig, keine Ahnung. Also lief ich mit Tom zusammen an die Hauptstraße und fand irgendwelche Tuktukfahrer, denen wir beide unsere Geschichte erzählten und noch das HSHS-Projekt dazu. Der Fahrer, der sich als Omut vorstellte, war schwerst beeindruckt und bot sich an, uns zu fahren. Mittlerweile war der Rest auch angekommen und wir fingen an, das kleine Tuktuk mit unserem Großeinkauf zu beladen.

Ich lief nochmal zum Supermarkt, um den Einkaufswagen zurückzubringen. Auf dem Weg wurde mir etwas zugerufen von vier Männern und ich lächelte und rief „Yes, Yes“. Warum? Ich weiß es nicht, war irgendeine Form von Reflex. Als ich wieder zurück wollte, waren die Männer schon ein gutes Stück näher an mir dran und wiederholten ihre Frage: „Do you want to buy Cocaine?“ und ich verneinte dies im vorbeirennen. Jedoch dachten sie, ich hätte zuvor zugestimmt und verfolgten mich für ein paar Meter und riefen mir Beleidigungen zu. Also lief ich etwas panisch zum Tuktuk, half noch schnell die letzten Sachen einzuräumen und wir fuhren los.

fünf Jungs feiern im Bus

Junge, immer diese deutschen Touris @Lux

Unser Einkauf auf der Rückbank

Die Rückbank des „Fuckmobils“ @Lux

Die Fahrt war grandios. Wir alle waren voll aufgewühlt machten Bilder von uns und dem vollgeladenen Tuktuk welches so stark beladen war, dass bei jeder Kurve ein Rad etwas hochging und wir freuten uns über unseren Erfolg. Natürlich auch, dass wir wohl pünktlich kommen würden. Als wir ankamen, bedankten wir uns bei Omut und gingen die letzen Meter zum Schiff. Doch wirklich Zeit hatten wir nicht, unseren Scheiß auszupacken, denn in etwa einer halben Stunde sollte unserer erste „Mentiabend“ starten. Also machten Felix und ich (wir sind in einer Mentigruppe) uns fertig und trafen uns pünktlich um 19:30 Uhr mit unserer Mentigruppe.

Mit der Mentigruppe waren wir erstmal bei einer Minigolfbar, wo wir jedoch merkten, das unser Budget nicht ganz ausreichen würde. Am Ende aßen wir in einem sehr stylischem Burgerrestaurant und hatten viel Spaß mit unserer Mentigruppe.

Auch wenn der Einkauf deutlich zu groß und kostenaufwendig war, hatten wir Jungs viel Spaß und haben auch gelernt, wie man mit Geld genau nicht umgeht. Aber auch, dass man mit Freundlichkeit oft grandiose Hilfe von Fremden genießen kann, die einen sogar mit einem Großeinkauf irgendwo zu einem Hafen bringen. Wir Jungs hatten einen der besten Tage dieser Reise bis jetzt und erinnern uns immer noch gerne an diesen Tag und was für Handlampen wir doch waren. Ich glaube, dass diese Erfahrung eine Bereicherung für uns war, weil wir auch als Gruppe zusammenwachsen konnten und somit viel voneinander gelernt haben. Das sind die Erfahrungen, die diese Reise so speziell machen.

Liebe Grüße,
Lux


PS: Der Einkauf hat nicht mal bis Teneriffa gehalten.

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Grüße:

  • Charlotte: Liebe Grüße an den besten Bruder der Welt! Ich vermisse dich!
  • Anika: Liebe Grüße an meine Klasse! Und schöne Osterferien an alle!
  • Eva: Ich grüße meine Eltern und ganz besonders meine Oma Ingrid ich hab dich ganz doll lieb und schicke dir eine ganz besonders dicke Umarmung